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Briefe über Syphilis

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r<br />

Verschwärungen in der Harnröhre zu und gab ihr den Namen<br />

Ttvqoia. Auch Andere, deren Namen ich <strong>über</strong>gehe, haben das<br />

Vorkommen von Verschwärungen constatirt. Aber ist es nicht<br />

merkwürdig, dass Swediaur, der die Identität des Trippers und<br />

Chankers behauptet, sagt, man könne die Virulenz des Trippers<br />

nicht leugnen, wenn Verschwärungen in der Harnröhre vorhanden<br />

sind?<br />

Wenn bei drei Scctionen von Gehängten, die am Tripper<br />

litten, Hunter keine Geschwüre fand, wenn Philippe Boyer und<br />

Andere bei Sectionen Tripper-Kranker nichts gefunden haben,<br />

so hatte man eben einfache Blennorrhagieen vor sich. Ich habe<br />

aber der Academie der Medizin zwei pathologisch-anatomische<br />

Präparate vorgelegt, deren Abbildungen und Beschreibungen<br />

sich in der clinique iconographique des Höpital des veneriens<br />

befinden, und <strong>über</strong> die Cullerier und Lagneau Bericht zu erstatten<br />

berufen wurden, Präparate, an welchen Harnröhren-<br />

Chanker von verschiedener Ausdehnung zu sehen waren, und<br />

die vor dem Tode durch Inoculation als solche erkannt worden<br />

waren.<br />

Also einerseits die Inoculation, ferner die pathologische<br />

Anatomie beweisen unbestreitbar die Existenz von Harnröhren-<br />

Chankern, und eigentlich leugnet sie auch niemand, selbst die<br />

nicht, welche der einfachen Blennorrhagie syphilitische Kraft<br />

zuschreiben wollen. Der in der Harnröhre versteckt sitzende<br />

Chanker ist also keine Hypothese, sondern eine Thatsache, die<br />

so streng bewahrheitet ist, als irgend ein anderes Factum der<br />

medizinischen Wissenschaft.<br />

Und doch, wie sonderbar! Diejenigen, welche den Harnröhren-Chanker<br />

am besten studirt haben, die wie Baumes ihn<br />

einen Zoll tief in die Harnröhre hinein noch erkennen können,<br />

schlagen sich lieber mit Hypothesen herum, wenn es sich um<br />

die logischen Folgerungen seiner Existenz handelt, als dass sie<br />

zugeben, was naive Beobachtung und gesunder Menschenverstand<br />

sie lehrt. So Baumes unter Anderen, der mit seltener<br />

Schärfe die Unterschiede des Chankers von der Blennorrhagie<br />

angiebt und klar auseinandersetzt, und am Schluss seiner Parallele<br />

bei der Identität beider Processe anlangt.<br />

Immer und immer wieder, lieber Freund, derselbe Streit<br />

zwischen der Logik der Thatsachen und der vorgefassten Mei-

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