Briefe über Syphilis

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gesellen geben und den Mercur für Verheirathele aufsparen.
Diese diplomatische Praxis erinnert mich an die Geschichte
eines meiner älteren Collegen im Höpital du midi. Er halle in
seiner Jugend, wie viele Andere, einige Tripper gehabt. Später
wollte er die Tochter eines Syphilographen heirathen, welcher
der Vorsichtstheorie in seiner Behandlung huldigte. Er erhielt
die Hand seiner Geliebten nur unter der Bedingung, dass er
eine lang fortgesetzte mercurielle Behandlung durchmachte. Er
that es und heirathete. Alle die, welche ihm näher standen und
seine clinischen Conferenzcn besuchten, werden sich seiner oft
wiederholten bitteren Verwünschungen gegen diese Ehestands-
Behandlung erinnern. Uebrigcns war diese Behandlung ganz
ohne Erfolg bei unserem guten Collegen gewesen, denn er be­
hielt vor wie nach einen perpetuirlichen Nachtripper, den er
als ultima ratio all' denen zu produciren pflegte, die er von
einem ähnlichen Uebel zu heilen nicht im Stande war.
Andere sind scheinbar logischer und geben, da sie die
Blennorrhagie einmal für virulent halten und doch sie nicht von
der gutartigen unterscheiden zu können meinen , jedem auf gut
Glück Mercur. Hunter gehört zu ihnen und seine Gedanken
über die Behandlung der Blennorrhagie sind höchst merkwürdig.
Hälfe Hunter keine anderen Ansprüche auf Dankbarkeit und
Bewunderung der Nachwelt, seine Schriften würden nicht bis
zu uns gekommen sein und Riehelot hätte nicht Frankreich mit
der Uebersetzung des grossen englischen Physiologen bereichert.
Hören Sie, denn es ist nicht unwesentlich, was Hunter sagt:
„Welche Behandlung man auch gegen die Gonorrhöe an­
wenden möge, örtliche oder allgemeine, nie darf man vergessen,
dass eine gewisse Quantität der Ausflussmateric resorbirt wer­
den und später unter der Form der conslitulionellen Syphilis
wieder hervorbrechen könne. Um diesen Folgen vorzubeugen,
halte ich für angemessen innerlich das Quecksilber in kleineu
Dosen zu reichen. Es ist nicht leicht zu bestimmen zu welcher
Zeit diese mercurielle Behandlung' augefangen werden soll. Aber
wenn es wahr ist, wie ich oben auseinanderzusetzen bemüht
war, dass die Disposition zur Syphilis einmal vorhanden, nicht
mehr durch Mercur geheilt werden kann, während dieses Mittel
wohl noch die Disposition zu verhindern im Stande ist, so ist