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Briefe über Syphilis

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ganze Krankheit war erst einige Wochen alt. Bei dem frühzei­<br />

tigen Ecthyma hingegen, bei dem, welches bisweilen sehr schnell<br />

auf den Primitiv-Chanker folgt, sind die Pusteln weit kleiner,<br />

ihre Basis ist kaum oder gar nicht entzündet und man begeg­<br />

net nicht der Tendenz zu einer weit um sich greifenden Ver­<br />

schwärung. Diese Pusteln trocknen im Gegentheil schnell ab<br />

und wenn die Krusten abfallen, so sind die Stellen, wo sie ge­<br />

sessen haben, ganz oder wenigstens bald ganz vernarbt. Diese<br />

Pusteln lagen augenscheinlich Herrn Vidal nicht vor. Diejenigen<br />

der anwesenden Herren, welche Inoculationen gemacht haben,<br />

werden sehr gut wissen, dass wenn man eine virulente Inocu-<br />

lalionspustel sich selbst <strong>über</strong>lässt, sie nicht einer linsenförmigen<br />

Pustel gleicht, sondern die Charaktere einer phlyzacischen Pustel<br />

trägt. Auch die Form der Affection, welche der Kranke des<br />

Herrn Vidal trug, giebt mir den Beweis ihres Ursprunges und<br />

lässt mich ihre Virulenz nicht bezweifeln, Durch ein Contagium<br />

erzeugt, war sie auch selbst conlagiös. Ich habe solche<br />

Inoculationspusteln gesehen, die man sich selbst <strong>über</strong>Hess, und<br />

mit allen Erfahrungen <strong>über</strong>einstimmend, fand ich stets an ihnen<br />

die Charaktere des tief gehenden, tardiven, cachectischen Ec­<br />

thyma. Vor mehreren Jahren <strong>über</strong>nahm ich am höpital Lourcine<br />

die Abtheilung, welche so eben unser College Huguier<br />

verlicss, und hatte eine Frau zu untersuchen, die an beiden<br />

Schenkeln mit virulentem Eiter geimpft worden war. Da es<br />

einiger Zeit bedurfte, ehe ich mich mit den vorliegenden Fällen<br />

bekannt gemacht hatte, so geschah es, dass diese Person erst<br />

zehn bis zwölf Tage nach der Inoculation mir zu Gesicht kam.<br />

Ich wusste nicht, dass man sie iuoculirt hatte, und als sie den<br />

Stuhl zur Untersuchung mit dem Speculum bestieg, rief ich:<br />

welch' prächtige Ecthymapusteln. Da erst machte mich der<br />

Interne der Abiheilung etwas verschämt <strong>über</strong> seine Versäumniss<br />

mit dem Ursprung der Pusteln bekannt.<br />

Ich fasse meine Meinung dahin zusammen, dass nach dem<br />

Verlauf der Affection, welche der Kranke hatte, nach dem Vor­<br />

handensein der Induration des Chankers an der Ruthe, welche<br />

erst einige Wochen alt war, nach dem Vorhandensein der Con­<br />

dylome und Rhagaden am After man unzweifelhaft ein Ecthyma<br />

vor sich halle, aber ein Ecthyma, welches dem Chankerge-<br />

schwür voraufgeht, ein primitives Ecthyma. Das ist der Ver-

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