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Briefe über Syphilis

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tion oft ausser Stande ist Missbräuche abzustellen, die sie gar<br />

nicht kennt, dass ferner die Prsotitution heut zu Tage nur<br />

sehr unvollkommen und willkührlich geregelt ist, dass der Administration<br />

selbst verlangt nach einer weniger bestreitbaren<br />

Macht und gesetzlicher Regelung, dass zahlreiche Anstrengungen<br />

in dieser Beziehung von den sich folgenden Regierungen seit<br />

einer Reihe von Jahren gemacht sind, dass es mehr als zweifelhaft<br />

ist, ob eine gesetzgebende Versammlung jemals sich<br />

öffentlich mit einem so traurigen Gegenstand zu beschäftigen<br />

einwilligen wird, ich weiss endlich, dass die Studien <strong>über</strong><br />

Prostitution wesentlich zusammenhängen mit den brennendsten<br />

Fragen der Social-Oecouomie, der Stellung der Frauen in der<br />

neueren Gesellschaft, der Löhnung etc. und dass neuerliche<br />

Uebertreibungen in dieser Beziehung Verwirrung und Uncntschiedenheit<br />

selbst in den grossmülhigsten Herzen erzeugt haben.<br />

Ja, wer leugnet es, das sind schwere Fragen. Aber Angesichts<br />

so wichtiger Thalsachen, dass nämlich die Prostitution,<br />

die ich nicht die gesetzliche, oder officielle nennen mag, dass<br />

die polizeilich <strong>über</strong>wachte Prostitution heut in Paris ein bei<br />

weitem geringeres gesellschaftliches Uebel ist, als die freie, ungehinderte,<br />

das glaube ich, lieber Freund, ist hinreichend um zu<br />

zeigen, dass hier noch etwas zu thun ist, und ich wäre<br />

glücklich gewesen Ihre Ideen in dieser Beziehung meinen<br />

Lesern mitlhcilen zu können.<br />

Nein, Sie denken hierin wie ich, die schönste Aufgabe<br />

unserer Kunst und Wissenschaft besteht nicht darin, Krankheiten<br />

zu heilen durch Heilmittel, sondern ihnen vorzubeugen durch<br />

die Gesundheitspflege. Ich vertraue daher meine Idee als ein<br />

Ackerland Ihrem Geist und Ihrem Herzen an. Sie verdanken<br />

dem Studium der <strong>Syphilis</strong>, ihrer Pathologie und Therapie den<br />

besten Theil Ihres gerechten Ruhmes; Ihr Verdienst ist es,<br />

durch Einführung des Mutterspiegels bei der Untersuchung<br />

Syphilitischer das Gift der öffentlichen Prostitution fast ausgerottet<br />

zu haben. Wohlan denn, lieber Freund, vervollständigen<br />

Sie Ihr Streben zum Wohle der Menschen, verfolgen Sie und<br />

lassen Sie verfolgen diese scheussliche Krankheit bis in die duftenden<br />

Gemächer unserer modernen Lais'. Das Gift unauf­<br />

hörlich verfolgt flieht die Venus der Märkte, flüchtet sich hinter<br />

den Alkoven wollüstiger und habsüchtiger Courtisauen nnd<br />

<strong>Briefe</strong> <strong>über</strong> <strong>Syphilis</strong>. 23

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