Briefe über Syphilis

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höchst geeignet zum Versuche müssen erscheinen lassen, da sie
ja, schon unter dem Einfluss der Diathese stehend, einen recht
vorbereiteten Boden abgaben, um den Saamen der constitutio­
nellen Syphilis aufzunehmen und die secundäre Syphilis in
ihrer ganzen Grösse zu erzeugen. Man hat bekanntlich
einen berühmt gewordenen napoleonischen Ausspruch bei
dieser Gelegenheit benutzt, man sagte, um zu beweisen, dass
die Uebertragung eines Chankers auf schon inficirte Sub-
jecle allein das Resultat ihrer syphilitischen Constitution sei,
„es genüge einen Syphilitischen zu kratzen, um die Syphilis
zum Ausbruch zu bringen." Fragte man aber weiter, warum
bei diesen selben Menschen, wenn man sie mit der Secretion
seeundärer Erscheinungen kratzte, wenn man sie impfte, man
nichts erhielte, so erhielt man keine Antwort, oder man wurde
bedeutet, dass die Impfung ein unsicheres Ding sei und dass
die Erscheinungen, die nicht impfbar wären, „gerade desswegen
contagiös seien." Eine sonderbare und höchst bequeme Ant­
wort, die an diejenige lebhaft erinnert, welche Pascal in seinen
„Provinciales" so ergötzlich gegeisselt hat.
Gestatten Sie mir, lieber Freund, bei dieser Gelegenheit,
eine Entgegnung zu erledigen, die mir oft gemacht worden ist.
Man hat gesagt: Wenn der Chankereiter allein impfbar ist, so
kommt das daher, dass er noch in seiner ganzen ursprünglichen
Kraft und Virulenz ist, während die Secretionen der seeundären
Erscheinungen vielleicht modificirt und schwächer sind, so dass
sie sich nicht mehr impfen lassen, sondern nur physiologisch
contagiös seien. Können Sie sich wohl zwei Mörder denken,
und das syphilitische Gift hat Anspruch auf diesen Titel, den
einen sehr stark, den andern sehr schwach, die beide in ein
Besilzthum einbrechen wollen. Der stärkere wartet bis man
ihm die Thore öffnet, das ist der Chankereiter, dem die Lan­
zette einen Weg bahnt; der schwache hingegen, die schleimig
eitrige Secretion der Plaques muqueuses, stüsst die Thüren ein
und dringt überall durch, wenn man ihm auch nicht die Thore
öffnet! Das Product der seeundären Erscheinungen hat seinen
physiologischen Freipass und dringt so überall hin, obne dass
man es gewahr wird! Wenn die Broussais'sche Schule zur
Erklärung der venerischen Krankheiten sich einst auf den eigen­
tümlichen Orgasmus und die Functionen der Geschlechtstheile