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Briefe über Syphilis

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Hierauf antworte ich durch Auseinandersetzung meines eigenen<br />

Irrthumes.<br />

Ich impfte Eiler aus breiten Condylomen in der Nachbar­<br />

schaft der Scheide, entnommen von einem jungen Mädchen, die<br />

zahlreichen Zuspruch von der Garnison in Versailles halte, und<br />

erhielt ein positives Resultat, Chanker. Sehr erstaunt dar<strong>über</strong>,<br />

untersuchte ich genauer den Ort, woher ich den Eiter entnom­<br />

men, und fand versteckt unter den Condylomen einen Chanker<br />

in der speeifischen Periode. Darauf stellte ich vergleichende<br />

Experimente au mit dem Eiter jener Geschwürsfläche und dem<br />

schleimig-eilrigen Secret der Condylome der Umgebung. Erslc-<br />

rer ergab constant die charakteristische Pustel, letzteres nichts.<br />

Dieses Experiment scheint mir entscheidend.<br />

In den Beobachtungen, die man dafür citirt, dass Condy­<br />

lome syphilitische Erscheinungen milgelhcilt haben, hat man die<br />

Zeit, welche zwischen inficirendem Coitus und Beobachtung des<br />

Kranken liegt, nicht in Rechnung gebracht. Immer erst drei<br />

Wochen, ein, zwei Monate und noch später nach der Inficirung<br />

zeigen sich solche Kranken dem Arzt. So fehlt nicht allein die<br />

wirkliche Primitivform, sondern es ist auch unmöglich die wahre<br />

Natur der Quelle zu erkenneu, durch welche die Ansteckung<br />

hervorgebracht ist. Einige vergessen und Andere wissen nicht,<br />

dass der Chanker an Ort und Stelle oftmals eine leicht zu be­<br />

obachtende Veränderung eingeht, dass er nämlich aus dein viru­<br />

lenten Zustand in eine secundäre, nicht mehr den speeifischen<br />

Eiter liefernde Form <strong>über</strong>geht. Wo ist eine unzweideutige Be­<br />

obachtung, welche, am zweiten oder dritten Tage nach dem in-<br />

ficirenden Coitus angestellt, klar zeigte, dass breite Feigwarzen<br />

die Krankheit auf ein anderes Individuum <strong>über</strong>tragen haben, so<br />

dass sie danach ausgebrochen sei, wie mau es nach Uebertra­<br />

gung eines Chankers beobachtet? Ich kenne keine solche Beobachtung.<br />

Ich besitze aber im Gegentheil eine grosse Anzahl<br />

von Beobachtungen, welche den Beweis dafür liefern, dass In­<br />

dividuen mit exquisiten breiten Condylomen, Männer, wie Wei-<br />

ber, sich zahlreichem Beischlaf übcrliessen, ungestraft für den<br />

anderen Theil. Stall all' jeuer Fälle hier einer, der sich meinen<br />

Lesern eben so tief einprägen möge, als er mich ergriffen hat.<br />

Ein Herr, den ich vor zwei Jahren an einem Chanker be­<br />

handeil halle, sollte heiralhen. Er war sehr besorgt und bat<br />

<strong>Briefe</strong> <strong>über</strong> <strong>Syphilis</strong>, ß

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