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Briefe über Syphilis

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Lassen Sie mich Ihnen sagen, lieber Freund, dass ich durchaus<br />

nicht die Absicht habe die Rollen zu vertauschen. Ich<br />

greife nicht au, ich vertheidige mich nur. Ich crilisire nicht,<br />

ich prüfe. Ich bin nicht eifersüchtig auf die Erfolge eines Polemikers,<br />

ich halte mich au dem bescheidneren Anspruch des<br />

beobachtenden Practikers. Niemand kann mehr geneigt sein<br />

Aufklärung, woher sie auch komme, anzunehmen und die Wahr­<br />

heit anzuerkennen, wessen Stimme sie auch verkündigen möge.<br />

Ich habe stets redlich und bestimmt gesagt, was ich weiss oder<br />

zu wissen glaube. Meine Experimente habe ich nie bei ver­<br />

schlossenen Thüren gemacht. Einmal gemacht, sind sie das<br />

Eigenthum Aller geworden, man hat sie sehen, beurtheilen, dis-<br />

cutiren können, und man hat es daran auch nicht fehlen lassen,<br />

mit Recht und ohne mich um Erlaubniss zu fragen, denn es<br />

war Gemeingut. Ich habe Ansichten gehabt, die Zeit und Er­<br />

fahrung geändert haben. Ich will dafür gleich ein Beispiel an­<br />

fahren, das mir gelegen kommt:<br />

Mit allen gewissenhaften Autoren <strong>über</strong> <strong>Syphilis</strong> der Vergangenheit<br />

und der Zukunft habe ich geglaubt, dass <strong>Syphilis</strong><br />

sich nicht auf Thiere <strong>über</strong>tragen lasse. Ich habe Versuche an­<br />

gestellt, welche, wie die Hunter's, Turnbull's, Cullerier's vor­<br />

züglich, der sehr viele gemacht hat, stets negative Resultate er­<br />

geben hatten. Alle diese Versuche gaben mir das Recht auf<br />

tum: „Ich beabsichtige der Gesellschaft ein Resultat meiner Untersuchungen<br />

mitzuthcilen, welches grosse Folgen haben kann. Die Ecthymapustel,<br />

eine sogenannte seeundär-syphilitische Affection, kann durch<br />

experimentelle Impfung vom Kranken auf den Kranken und von diesem<br />

auf den Gesunden <strong>über</strong>tragen werden. Die Person, welche vollkommen<br />

gesund sich freiwillig und muthvoll der Impfung Preis gegeben<br />

hat, hatte kein syphilitisches Antecedens. Die Impfmaterie ist aus einer<br />

wirklichen Pustel entnommen worden, die inmitten einer Menge anderer<br />

sass, von einem Menschen entnommen, der einen indurirten Chanker<br />

hatte und weiter keine Primitiv-AfTcction. Dieses und andere Resultate<br />

veranlassen mich, die Uebertragbarkeit seeundär-syphilitischer<br />

Symptome als eine vollständig ausgemachte Sache anzusehen. Diese<br />

Thatsache ist, hoffe ich, nunmehr der Wissenschaft gewonnen. Ich<br />

werde sie in einer der Gesellschaft würdigen Arbeit weiter darlegen.<br />

Ich brauche Ihnen nicht zu empfehlen sich loszumachen von gewissen<br />

doctrinären Vorurtheilen, und wenn Ihnen negative Thatsachen bekannt<br />

sind, so wird Ihr philosophischer Geist Sie mit Robert von VVelz wiederholen<br />

lassen: eine positive Erfahrung hat mehr Werth, als eine zahllose<br />

Menge negativer Thatsachen. £

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