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Briefe über Syphilis

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Und die Praxis, dieser Probirstein aller Theorieen, wie bestätigt<br />

er, leider! meine Aussprüche. Nichts gewöhnlicher, als<br />

den natürlichen Act der Zeugung ohne Nachlheil vollzogen zu<br />

sehen, während andere Acte, die weniger natürlich genannt<br />

werden müssen, von peinigenden Resultaten gefolgt waren. Die<br />

Gcschlechtslheile, der so vorzugsweise Silz syphilitischer Affection,<br />

schöpfen nicht immer das Gift aus den Geschlechtstheilen,<br />

nicht stets ist es der eigentliche Zeugungsact, der Gelegenheit<br />

zur Fortpflanzung der Krankheit giebt. Nur unter gewissen<br />

Bedinguugcn, die sich begegnen müssen, kann der Coitus<br />

inficirend werden. Unter den zahllosen Beispielen, obige Behauptung<br />

zu begründen, will ich nur zwei anführen, die mir<br />

um so deutlicher erinnerlich sind, als sie mir Schlag auf Schlag<br />

vorkamen. Jeder Arzt weiss, dass die Laune des Zufalls an<br />

manchen Tagen Curiosa ihm serienweis zuführt.<br />

Ein Herr brachte mir seine Maitresse, die er sehr erstaunt<br />

war krank gemacht zu haben. Er halte am Penis ein Primitivgeschwür<br />

in der Periode des Fortschrittes. Er hatte mit dem<br />

Frauenzimmer auf gewöhnliche Weise cohabitirt, aber in derselben<br />

Nacht auch unsittlicheren Umgang gepflogen, praepostera<br />

venere. Die Maitresse hatte nichts Krankhaftes an den Genitalien,<br />

aber einen Chanker am Anus. Was heisst das? Die<br />

physiologischen, natürlichen Wege hatten keinen Einriss bekommen<br />

und waren der Contagion entgangen, während die anomalen,<br />

weniger elastischen eingerissen waren und inficirt wurden.<br />

Selbigen Tages kommt noch ein Paar. Auch hier jene<br />

Vereinigung eines normalen Actes mit einem Vorspiel, welches<br />

der menschlichen Rage wenigstens nicht eigen ist. Ein Mann<br />

bemerkt an seiner Lippe ein verdächtiges Blüthchen — Blüthe<br />

ohne Frucht würde Jean Lemaire sagen — ohne sonst an seinen<br />

Genitalien krank zu sein, und bittet mich die Frau mit der<br />

er Umgang gehabt zu untersuchen. Ich finde bei ihr einen<br />

Chanker in der speeifischen Periode, in der Nachbarschaft der<br />

llarnröhrenmündung. Dieser Mann hatte in einer und derselben<br />

Nacht mehrmals den Coitus mit jenem Frauenzimmer vollzogen<br />

und sich dabei so verirrt, dass er seine Lippen arg compromittirt<br />

halte. Hinzufügen muss ich noch, dass dieser Herr häufig<br />

an aufgesprungenen Lippen litt und dass es Winter war.<br />

Diese Thalsachen, die ich vervielfältigen könnte, beweisen,

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