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Briefe über Syphilis

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102<br />

die Nicht<strong>über</strong>tragungsfähigkeit der <strong>Syphilis</strong> auf Thiere, bis das<br />

Gegentheil bewiesen sein würde, zu schliessen.<br />

Ich war indess doch nicht „so voreilig gewesen, negative<br />

Resultate zu lehren und zu veröffentlichen," wie Herr Robert<br />

von Welz vermuthet, da ich für mich die Versuche Hunter's,<br />

Turubull's, Cullerier's, und namentlich auch die zahlreichen,<br />

öffentlich als fruchtlos constatirten Versuche von Auzias Turenne<br />

hatte. Herr Auzias Turenne hat vielleicht mehr experimenürt,<br />

als wir Alle, und er hat desshalb auch zahlreichere negative<br />

Resultate erhalten. Aber beharrlicher in seinen Versuchen hat<br />

er die Bedingungen studirt, die sich seinen Bemühungen der<br />

Impfung auf Thiere entgegenstellen konnten. Er hat diese ge­<br />

funden und ist endlich dahin gekommen, Primitiv-Affectionen<br />

von Menschen auf Affen und weiter vom Affen auf Menschen<br />

zu impfen. Herr Auzias hat zunächst gesehen, dass die haupt­<br />

sächlichste Ursache der Erfolglosigkeit daher komme, dass die<br />

Thiere sich unmittelbar nach der Inoculation leckten. Er glaubte<br />

erst, dass der Speichel das Virus neutralisire, doch diese An­<br />

sicht konnte nicht Stich halten Angesichts der zahlreichen That­<br />

sachen. nach welchen man bei Menschen Primitiv-Affectionen<br />

an den Lippen, der Zunge, in der Mundhöhle sieht. Das ganze<br />

Geheimniss lag darin, dass die Thiere, indem sie sich leckten,<br />

nothwendig das Gift aus der Wunde entfernten.<br />

Aber worauf Herr Auzias Turenne jetzt das meiste Gewicht<br />

legt, ist die grössere Plaslicität des Blutes bei den Thieren, wo­<br />

durch sich dasselbe zwischen die virulente Materie und die<br />

Wundfläche legt. Erst nachdem dafür gesorgt war, dass die Impf­<br />

stelle fortwährend mit Eiter getränkt wurde, ist die Impfung geglückt.<br />

Ich habe die Versuche gesehen und kann ihre Richtigkeit bezeugen.<br />

Mit Freuden habe ich in meinen clinischen Vorträgen<br />

diesen Punkt der Geschichte der <strong>Syphilis</strong> berichtigt.<br />

Bis dahin hatte ich mit unsern Vorfahren und unsern Zeitgenossen<br />

geglaubt, dass die <strong>Syphilis</strong> das traurige Privilegium<br />

der menschlichen Rage sei, und dass sie doch bei ihm nicht<br />

spontan entstände. Ich habe immer sehr viel Gewicht auf diese<br />

anscheinend entgegengesetzten Thatsachen gelegt. Isolirtheit des<br />

Vorkommens beim Menschen und doch nicht Spontaneität. Ich<br />

habe immer geglaubt, dass die <strong>Syphilis</strong> irgendwo ihren Ursprung<br />

hat und dass man ihn suchen müsse. Ist dies Problem gelöst?

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