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Briefe über Syphilis

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sind zwei mit Bubonen, zwei mit Orchitis complicirt. Aber Herr<br />

Martins führt an, dass er die Diagnose dieser Blennorrhöen<br />

nicht selbst gemacht habe, sondern dass er sich auf die Aus­<br />

sage der Kranken berufen müsse. Sie wissen, wie ich <strong>über</strong> die­<br />

sen Punkt denke. Gewiss, es giebt Aussagen, denen wir Glau­<br />

ben schenken müssen, aber ich behaupte stets, dass, wenn es<br />

sich um eine so schwierige Diagnose handelt, wie die eines<br />

Hamröhren-Chankers, dass da die Aussagen von Laien, oft so­<br />

gar ungebildeten, die weder den Sinn noch die Wichtigkeit einer<br />

Frage ermessen können, wenig Werth haben. Sicher, man be­<br />

ruft sich auf Aussagen in weit wichtigeren Dingen, in Fragen,<br />

wo es sich um Tod und Leben handelt, aber es folgt daraus<br />

nicht, dass diese Aussagen stets wahr und die darauf gefällten<br />

Urlhcile stets gerecht sind.<br />

Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine allgemeine Bemer­<br />

kung. In mehreren Beobachtungen von Martins sowohl, als<br />

von Cazenave und von vielen anderen Autoren findet man in<br />

der Inhalts-Ueberschrift die Worte: „mehrere Primitiv-Erschei-<br />

nungen." Diese Primitiv-Erseheinungen sind aber Tripper und<br />

Chanker. Wenn meine Gegner nun mit irgend vernünftigen<br />

Gründen die Conseculiv -Erscheinungen vielmehr dem Tripper,<br />

als dem Chanker zuschrieben, so wäre es nöthig die Sache<br />

näher zu untersuchen. Aber nein, Sie haben es gesehen und<br />

gelesen, und gewiss zu Ihrem Erstaunen gelesen, wie sie diese<br />

Primitiv-Erseheinungen en bloc discutiren und zwar ohne der<br />

Zeit Rechnung zu tragen, welche die einen von den anderen<br />

trennt, und wie sie allen gleichen Werth, gleiche Folgen, gleiche<br />

Resultate zuschreiben. In der That, ist das die gute Medizin,<br />

die echte Wissenschaf'tlichkcit? Was würden Sie denken, wenn<br />

Ihnen ein Arzt sagte: da ist ein wasserscheuer Mensch. Er ist<br />

zehnmal gebissen worden, vor zehn Jahren, vor zwei Jahren, vor<br />

sechs Monaten und endlich ganz kürzlich. Aber seine Krank­<br />

heit rührt offenbar her von den vielen Bissen, die er nach ein­<br />

ander bekommen hat. Oder: hier liegt ein Pocken-Kranker,<br />

der ohne Nachtheil fünf oder sechs Epidemieeu erlebt hat. In<br />

der letzten Epidemie ist die Krankheit hervorgebrochen, denn<br />

offenbar ist sie die Folge der oft wiederholten successiveii Auf­<br />

nahme des Pocken-Giftes.<br />

Ich gestehe, so fasse ich die Wissenschaft nicht auf.

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