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Briefe über Syphilis

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sich geimpft, erst mit dem Eiter der ersten Pustel des Affen,<br />

dann mit dem der zweiten. Diese Impfungen sind wieder ge­<br />

glückt.<br />

Aber bis jetzt hat der Kranke, der zuerst den Eiler gelie­<br />

fert hat, keine speeifische Induration, der Affe, dessen Pusteln<br />

ein wenig eingeschrumpft sind, hat auch noch nicht die sicheren<br />

Charaktere der Induration gezeigt, die benachbarten Ganglien<br />

sind nicht geschwollen; endlich unser deutscher College, der<br />

sich freiwillig einem gefahrvollen Versuch Preis gegeben und<br />

bei dem die Inoculationspusteln erst sehr spät zerstört worden<br />

sind*), hat ebenfalls keine speeifische Induration bekommen.<br />

*) Siehe Gaz. med. Nr. 29.1850, 29. Juli, p. 544: De l'inoculation<br />

de Ia <strong>Syphilis</strong> aux animaux; par le Dr. Robert de Welz, ancien interne<br />

de l'höpital Julius k Wurzbourg en Baviere, professeur agrege de Ia<br />

faculte de medicine de la meine ville.<br />

Bei dem grossen Interesse, welches dieser Aufsatz in Paris erregt<br />

hat und bei uns erregen wird, mag unser Landsmann es erlauben, dass<br />

wir aus seiner Arbeit das Wesentlichste hier in einer Anmerkung mittheilen.<br />

Wir bewundern den Muth und die Hingebung, welche seine<br />

Handlungsweise dictirt haben, sind aber weit davon entfernt sie ohne<br />

Weiteres zu billigen. Musste die Erfahrung gemacht werden, was wir<br />

nicht bestreiten wollen, so hatte es Zeit, damit zu warten, bis die Erfahrungen<br />

<strong>über</strong> das, was man bei dem Affen erzeugen konnte, vollständiger<br />

waren. Denn darauf kommt es begreiflicherweise allein an:<br />

ist das, was man beim Affen erzeugt hat, Chanker, und ist die Inoculation<br />

eine wirkliche Einpflanzung, oder nur eine Aufpllanzung? Erst<br />

nachdem diese Frage entschieden, war eine Rückimpfung auf Menschen<br />

an der Zeit. Hier nun das Wesentliche des Aufsatzes des Herrn von<br />

Welz:<br />

Die erste Inoculation auf den Affen fand am 5. Juni Statt<br />

in Gegenwart einer von der Gesellschaft deutscher Acrzte und Naturforscher<br />

in Paris gewählten Commission. Der Eiter war von einem<br />

Kranken der Abtheilung des Herrn Ricord genommen (Saal 3 Nr. 22).<br />

Der Kranke wurde am 22. Mai aufgenommen. Die Diagnose war:<br />

Plaques muqeuses in der Rachenhöhle. Anschw-ellung der hinteren<br />

Cervieal-Ganglien und Leistendrüsen. Chanker der Eichel, des Präputiums,<br />

der Haut des Gliedes, des Scrotums. Der Kranke ist 29 Jahre,<br />

Arbeiter, sanguinischen Temperamentes und von guter Constitution.<br />

Er hat häufigen Umgang mit einem Frauenzimmer gehabt und bemerkte<br />

vor vier Monaten einen leichten Urethralauslluss. Von Zeit zu Zeit<br />

backten die Lefzen der Harnröhre zusammen. Bald erschienen Ulceraiionen<br />

auf der Eichel, der Vorhaut, der Haut des Gliedes. Sie wurden<br />

mit Höllenstein cauterisirt und mit Chlorwasser gewaschen. Die<br />

Vernarbung war nach Aussage des Kranken nach sechs Wochen vollstandig.<br />

Vor zwei Monaten bemerkte er die Anschwelluug der Leistendrüsen<br />

und hatte nichts desto weniger weiteren Umgang mit diesem<br />

Frauenzimmer, da er sie für gesund hielt, wonach denn vor zwei Mo-

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