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Lexikon Waldschädigende Luftverunreinigungen - BFW

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Die Bildung des “sauren Regens” erfolgt u.a. durch Oxidation des SO 2 in der Luft durch verschiedene<br />

reaktive Sauerstoffspezies (O*, HO 2*, O 3, H 2O 2) zu SO 3 bzw. mit OH* zum Sulfitradikal (OHSO 2*) und<br />

weiter zum Sulfat. Die Oxidation zu SO 2 wird durch Ruß, Fe und Mn katalysiert.<br />

Verweilzeit in der Atmosphäre: 1-40 Tage („hochvariables Spurengas“). Depositionsgeschwindigkeit<br />

0,1-2 cm • s –1 je nach der Beschaffenheit der Oberfläche (Schnee < Gras/Boden < Wasser/Getreide <<br />

Wald).<br />

Konzentrationen in der Luft (Jahresmittelwerte):<br />

Reinluftgebiete: 0,5-10 µg • m –3<br />

Ländliche Gebiete: 4-20 µg • m –3<br />

Ballungsräume: 10-90 µg • m –3<br />

Die höchsten SO 2-Konzentrationen treten im Winter, die niedrigsten im Sommer auf.<br />

Freilandeinträge durch nasse Freilanddepositionen liegen in Österreich meist zwischen 5 und 15/20 kg<br />

SO 4 –– • ha –1 • a –1 , in Waldbestände gelangen (u.a. infolge der Auskämmung) durch den Kronendurchlaß<br />

in Immissionsgebieten bis etwa 5mal so hohe Einträge.<br />

Messung in der Luft:<br />

Registrierende Methoden: Konduktometrische Messung mit dem Wösthoff Ultragas U3S. Moderne<br />

Meßgeräte basieren auf dem UV-Fluoreszenzprinzip.<br />

Integrierende bzw. diskontinuierliche Methoden: Waschflaschen (Silikagelverfahren nach Stratman,<br />

TCM-Verfahren nach West & Gaeke), Bleikerzenmethode. Modernere Verfahren: imprägnierte Filter,<br />

Diffusionsröhrchen (Passivsammler; Analyse mit einem Ionenchromatograph) und Denuder (=<br />

Thermodiffusionsabscheider). >> Luftschadstoffmessung.<br />

Aufnahme und Wirkungen auf Pflanzen:<br />

• Allgemeines: Die phytotoxische Wirkung beruht u.a. auf der sauren Wirkung und auf der Bildung<br />

von H 2O 2 in der Zelle. Sulfit im Zellsaft ist etwa 20x so toxisch wie Sulfat.<br />

• Aufnahme: Passiv über die Stomata (Anreicherung im Bereich der Schließzellen und des Phloems,<br />

Herabsetzung der Regulationsfähigkeit der Stomata und Stomatabräunung), Eindringen in das<br />

Hohlraumsystem und in das Zellwandwasser, Diffusion in die Zellen (Hauptweg). Ablösung des<br />

Protoplasmas von den Zellwänden (Plasmolyse), Austrocknung des Zellinhaltes, Verquellung der<br />

Chloroplasten. Im Gegensatz zum CO 2 wird der kutikuläre Widerstand durch SO 2 leicht<br />

überwunden. SO 2 löst sich im Zellwandwasser, Reaktionsprodukte sind Hydrogensulfit und Sulfit;<br />

diese verteilen sich auf die Chloroplasten, das Cytosol und die Vakuole in einem Verhältnis von 96 :<br />

3 : 1. In den Chloroplasten wird weiters Cystein, Methionin und Glutathion über aktiviertes Sulfat<br />

gebildet. Überschüssige SH-Gruppen und Sulfit werden in Sulfid übergeführt und als H 2S über den<br />

Gaswechsel abgegeben.<br />

Wirkungen auf Molekülebene:<br />

Störungen des Zellstoffwechsels aufgrund der sauren und/oder reduzierenden Wirkung sowie der<br />

Bildung der enzymhemmenden Hydroxysulfonate (mit Aldehyden und Ketonen) und Bildung von<br />

Sulfonsäuren mit Olefinen. Chlorophylle (v.a. Chlorophyll a) werden durch SO 2 zu Phäophytinen<br />

umgewandelt, wobei Mg abgespaltet wird. PEPCA und Phosphorylasen werden gehemmt. Die Bildung<br />

von H 2O 2 bzw. HO 2 – * in Chloroplasten führt auch zu Lipidperoxidation. Weitere Folgen:<br />

Stoffwechselstörungen, Wachstumsstörungen und Zuwachsverluste. S. reduziert bzw. beansprucht die<br />

Pufferkapazität des Zellsaftes, was zu einer pH-Verschiebung und in weiterer Folge zu Veränderungen<br />

von Enzymaktivitäten führt (Änderung des Dissoziationsgrades des aktiven Zentrums), photosynthetisch<br />

St. Smidt: <strong>Lexikon</strong> forstschädliche <strong>Luftverunreinigungen</strong> - 223 -

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