03.10.2013 Aufrufe

Lexikon Waldschädigende Luftverunreinigungen - BFW

Lexikon Waldschädigende Luftverunreinigungen - BFW

Lexikon Waldschädigende Luftverunreinigungen - BFW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

wirksame Enzyme (z.B. Carboxylasen und Phosphorylasen; Konkurrenz zum CO 2) werden gehemmt,<br />

ebenso die Nitritreduktase (was zu erhöhter Empfindlichkeit gegenüber NOx führt). S. stört den<br />

Ionentransport, beeinflußt das SH-SS-Redoxsystem (Glutathion) und SH-Enzyme, verändert die<br />

Tertiärstruktur der Proteine und das Quellverhalten des Protoplasmas. S. reichert sich als anorganischer<br />

Schwefel an, wenn es nicht mehr metabolisiert werden kann (z.B. als CaSO 4, damit Abbinden des<br />

Nährelementes Ca). SO 2-unbeeinflußte Fichtennadeln z.B. enthalten Schwefel zu 50-75 % als Sulfat,<br />

SO 2-beeinflußte haben entsprechend höhere Sulfatgehalte.<br />

Wirkungen auf Zell-, Organ- und Organismusebene:<br />

• Akute Schädigungen: Irreversible Schädigung assimilationsfähiger Zellen nach Einwirkung hoher<br />

Dosen. Hierbei sind Konzentrationsspitzen besonders schädlich. Schlechte Entgiftung führt zu<br />

Verminderung der Biomasseproduktion. Es treten Mesophyllschäden und im fortgeschrittenen<br />

Stadium auch Phloemnekrosen auf. In den Chloroplasten erfolgt eine Granulation des Stromas, die<br />

Akkumulation größerer Stärkekörner und Schwellung der Thylakoide. Schäden an Nadeln: braune<br />

Nekrosen der Spitzen oder der ganzen Nadel, chlorotische Zonen an den Spitzen (mit scharfer<br />

Abgrenzung). Schäden an Blättern: braune Randnekrosen, Spitzennekrosen, Flecken in den<br />

Interkostalfeldern (um die Stomata) und Streifen (bei Monokotyledonen).<br />

• Chronische Schädigungen: Teilweise reversible Schädigungen im (sub)mikroskopischen Bereich;<br />

Zwergwuchs, Zuwachsverluste, Kleinerbleiben von Blattorganen und Trieben, Siechtum.<br />

• Physiologische (“unsichtbare”) Veränderungen bzw. latente Schädigungen: Stimulierung und bei<br />

weiterer Einwirkung Reduktion der Transpiration, Veränderung bzw. Beeinträchtigung des<br />

osmotischen Potentials, Störung der Wasseraufnahme; Öffnungsstarre der Stomata und Rückgang<br />

der Assimilationsleistung.<br />

Direkte (mögliche) Wirkungen auf Gesamtpflanzen und Bestände in SO 2-Immissionsgebieten:<br />

Kronenverlichtungen von der Spitze her (bei hohen SO 2-Konzentrationen) und Absterben von Bäumen<br />

vom Bestandesrand her; oft wird dabei eine individuelle Resistenz in einem stark geschädigten Bestand<br />

beobachtet (resistente Individuen sterben nicht vorzeitig ab).<br />

Indirekte Wirkungen über den Boden: als Hauptbestandteil des „sauren Regens” Beitrag zur<br />

Bodenversauerung bzw. zur pH-Absenkung im Boden; diese führt in weiterer Folge zur Mobilisierung<br />

von toxischen Schwermetallen und zu einer Sulfatanreicherung im Boden.<br />

Nachweis in Pflanzen:<br />

Gesamtschwefelbestimmung mit dem LECO-Schwefelanalysator: trockene Veraschung bei ca. 1400 °C<br />

im Sauerstoffstrom und Messung der Absorption von IR-Strahlung durch das entstandene SO 2.<br />

Der natürliche Schwefelgehalt in Fichtennadeln beträgt je nach Nadelalter 0,11-0,17 % (etwa 100 x soviel<br />

wie der natürliche Fluorgehalt), SO 2-geschädigte Nadeln enthalten bis ca. 0,5 % S, das ist etwa das 4–<br />

6fache der natürlichen Konzentration.<br />

Bioindikation: Mit Flechten (Zeigerorganismen) und Fichten (als Akkumulationsindikatoren; >><br />

Pflanzenanalyse) u.a. SO 2-empfindlichen Arten.<br />

St. Smidt: <strong>Lexikon</strong> forstschädliche <strong>Luftverunreinigungen</strong> - 224 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!