Untitled

eigentlich eher eine peinliche und ungelenke Angelegenheit war.
Kurze Zeit danach stand ich mit meinen Kumpels an der Straßenecke
und prahlte mit meinem Erlebnis. Da hörten wir den Schuss. Zuerst
dachten wir, es sei der Beginn eines Bandenkrieges. Aber es war
Isabel. Sie hatte sich selbst erschossen.«
Jillian erschauderte, als sie die Leere in Robs Augen sah.
»Sie war 17, hatte kein Zuhause und war schwanger. Das lasen wir
später in der Zeitung. Von dem Tag an hatte ich das Gefühl, als wäre
mein Herz eingefroren. In den nächsten Jahren bin ich mit vielen
Mädchen ins Bett gegangen, aber ich dachte immer an Isabel. Und der
Sex war nicht halb so gut, wie ich mir einredete. Jedes Mal flüsterte
mir eine Stimme zu, dass es mit dem jeweiligen Mädchen so super
werden würde, wie ich es mir erträumte, aber dann war es doch wieder
eine Enttäuschung, und ich fühlte mich nur noch leerer.«
Jillian ergriff seine Hände und weinte mit ihm.
»Natürlich hat es auch irgendwie Spaß gemacht, aber daran erinnere
ich mich nicht richtig. Nur an Traurigkeit und Schmerz. Und
Angst. Angst, dass ich der Nächste sein könnte, der tot aufgefunden
wird.«
Er entzog ihr seine Hände und fuhr sich nervös durchs Haar.
»Gott hat mir vergeben, das weiß ich. Aber selbst wenn die Sünde
vergeben ist, müssen wir später noch mit manchen Konsequenzen unseres
Tuns leben. Wenn ich damals schon gewusst hätte, was es mit
mir anrichten würde, hätte ich andere Entscheidungen getroffen.« Er
stieß die Luft aus. »Puh. Das habe ich noch nie jemandem erzählt. Nur
du und Gott wissen darüber Bescheid.«
Jillian starrte wortlos und mit Tränen in den Augen in sein Gesicht.
»Vielleicht möchtest du unsere Beziehung jetzt noch mal überdenken.«
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann sagte sie: »Ich
war auch erst 16 bei meinem ersten Mal. Das war vor zwei Jahren. Ich
dachte, dass er mich liebt … und dass ich ihn liebte.«
»Du musst mir das nicht erzählen, Jillian.«
167