Untitled

Video spiel scannte er die Gesichter der Entgegenkommenden ab,
die rechte Hand in der Manteltasche. Er sah schon vor sich, wie er
Mr. McGowan erschoss. Dann Miss Harcourt, die er absolut nicht leiden
konnte. Er sah Candy Freeman, die vor ihrem Schließfach stand.
Sie hatte ihn vor ein paar Tagen wieder vor allen Leuten runter geputzt.
Ihr Problem. Dann erblickte er einen breiten Rücken in einer Baseball-Jacke.
Ja, das war er. Daniel kam näher.
Der Junge drehte sich um. Josh Waters, der Daniel einmal zu viel
herumgeschubst hatte. Josh Waters, der ihm nach dem heutigen Tag
nie mehr zu nahetreten würde.
Josh starrte Daniel an und grinste. »Was willst du denn hier, du
Bettvorleger?« Er erhob seine Stimme, um die Aufmerksamkeit der
anderen zu erregen. »Willst du mal wieder eine kleine Abreibung?
Komm, ich nehme dich mit in die Toilette, als Zielscheibe.« Sein fieses
Lachen gab Daniel den Rest.
Unter einem riesigen Adrenalinschub zog er die glänzende
schwarze Waffe aus der Tasche. Er streckte den Arm aus, genau wie im
Video, und richtete die Mündung auf Joshs Stirn.
»Das war das letzte Mal, dass du mich dumm angemacht hast«,
sagte er ruhig.
Josh wurde kalkweiß und blinzelte, blieb aber stocksteif stehen. Ein
Mädchen kreischte, ein Junge rief etwas, und als Daniel sich umsah,
wichen alle vor ihm zurück. Einige versteckten sich sogar hinter den
Schließfächern. Aus dem Augenwinkel sah er einen Lehrer um die
Ecke kommen. Doch die Stimmen klangen gedämpft. Daniel hatte das
Gefühl, in einer Art Luftblase zu schweben.
»Nein!«, hörte er jemanden schreien.
Joshs Gesicht sah aus wie Pappmaschee – blutleer und grau.
»Tu’s nicht«, krächzte er und sah Daniel flehend an. Der Jäger war
zur Beute geworden. Daniel gefiel diese Wendung außerordentlich gut.
Josh hatte Angst vor ihm. Daniel sah ihm in die Augen. »Du hättest
mich nicht so behandeln sollen. Das wird dir noch leid tun.«
Ganz langsam und mit leerem Blick drückte Daniel ab. Im gleichen
Augenblick zerriss ein Knall die Stille.
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