Untitled

»Stopp, Jillian. Diese Richtung ist ganz gefährlich. So habe ich auch
mal gedacht, als ich in deinem Alter war.«
Plötzlich hing eine schwere Stille im Raum.
»Was willst du damit sagen?«, fragte Jillian.
Diane starrte auf den Boden. Nach einer ganzen Weile sagte sie
langsam: »Ich war ganz frisch auf dem College. Plötzlich hatte ich so
viel Freiheit … keine Eltern, die mir sagten, was ich tun und lassen
sollte. Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich habe mich mit einem Jungen
eingelassen, und dann war es schon passiert. Ich habe es damals
›Schwangerschaftsunterbrechung‹ genannt, aber irgendwann habe ich
kapiert, was ich getan hatte.«
»Was meinst du, Mama?«
»Ich will damit sagen, dass ich mir wünschte, mein bester Freund
hätte mich nicht zu dieser Klinik gefahren. Ich wünschte, er hätte mir
die Sache ausgeredet.«
»Er? Dein bester Freund war ein ›Er‹?«
Diane nickte und schluckte schwer. »Es war dein Vater.«
»Ihr beide habt also miteinander geschlafen, ein Kind gezeugt und
es abgetrieben?«
Sie nickte wieder. »Er wäre jetzt 23 Jahre alt.«
»Wer?«
»Dein Bruder.«
»Aber …«
Diane bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten, aber sie zitterte
schrecklich. »Als dein Vater dann Christ wurde, hat er mich gebeten,
ihm zu vergeben …« Sie begann zu schluchzen.
Jillian nahm sie in die Arme. In diesem Moment begriff sie, dass
ihre Mutter auch ein Leben hatte und dass es genauso wichtig – oder
unwichtig – war wie ihr eigenes. Eigentlich logisch, aber trotzdem war
ihr der Gedanke irgendwie total neu.
Diane weinte ein bisschen, dann schnäuzte sie sich die Nase und
sagte: »Ich wusste nicht, ob ich es dir jemals erzählen könnte. Aber
sieh mal, Jillian, mir ist genau dasselbe passiert wie Brittany. Und ich
sage dir, ich wünschte mir heute von ganzem Herzen, ich hätte eine
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