Gesetz über das Strafverfahren (StrV) - Justiz - Kanton Bern

1 Wird eine verhaftete Person freigesprochen, ist sie vom urteilenden Gericht
sofort freizulassen, sofern nicht in anderer Sache ein Haftbeschluss besteht oder
sie sich im Straf- oder Massnahmevollzug befindet.
2 Im Fall der Verurteilung kann das urteilende Gericht eine verhaftete Person in
Haft belassen oder eine in Freiheit befindliche in Haft setzen, sofern im Zeitpunkt
der Urteilsfällung ein Verhaftungsgrund, insbesondere Fluchtgefahr, besteht.
3 Ungeachtet der Einlegung eines Rechtsmittels kann das urteilende Gericht eine
zu einer Freiheitsstrafe oder Massnahme verurteilte Person mit deren
Einwilligung die Strafe oder Massnahme sofort antreten lassen.
Art. 194
Massnahmen bei Freilassung
1 Im Falle der Freilassung hat die angeschuldigte Person gemäss Artikel 90 ein
Zustelldomizil zu verzeigen.
2 Bedarf sie der Fürsorge, hat sich die Untersuchungsbehörde oder das Gericht
vor der Freilassung mit den zuständigen Behörden, insbesondere mit der für die
Bewährungshilfe zuständigen Stelle der Polizei- und Militärdirektion, in
Verbindung zu setzen.
Art. 195
Haft während interkantonalem Gerichtsstandsverfahren
Befindet sich eine angeschuldigte Person während der Dauer eines
interkantonalen Gerichtsstandsverfahrens gemäss den Artikeln 7 bis 12 in Haft,
sind für alle damit im Zusammenhang stehenden Aufgaben die im Kanton Bern
mit der Sache befasste Untersuchungsbehörde und das Haftgericht ihrer Region
zuständig.
Art. 196
Haftkontrollen
1 Die Untersuchungbehörden, die Einzel- und Kreisgerichte führen Verzeichnisse
über die in Untersuchungs- und Sicherheitshaft sowie im vorzeitigen Straf- oder
Massnahmenantritt befindlichen Personen.
2 Kopien dieser Verzeichnisse sind mit allfälligen Bemerkungen monatlich der
Staatsanwaltschaft zu senden. Diese leitet sie mit ihrer Stellungnahme zuhanden
der Anklagekammer an die Generalprokuratur weiter.
3 Die Anklagekammer erlässt die nötigen Weisungen.
Art. 197 [Fassung vom 14. 12. 2004]
Vorzeitiger Antritt von Strafen oder Massnahmen
Wenn der Stand des Verfahrens es zulässt, kann die Verfahrensleitung auf
Ersuchen der angeschuldigten Person den vorzeitigen Antritt der Strafe oder
Massnahme anordnen. Für den Antritt einer Massnahme ist in der
Voruntersuchung die Zustimmung der Staatsanwaltschaft erforderlich. Die
Verfahrensleitung ist berechtigt, der Polizei- und Militärdirektion Vorschläge zum
Vollzug der Strafe oder Massnahme zu machen. Die zuständige Stelle der