outbreak. let's take over. american empire als wille ... - Rainer Rilling
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„…unsere beste Verteidigung ist ein guter Angriff“ 243 . Möglich gemacht<br />
wird eine solche Politik durch eine militärtechnologische Revolution, die<br />
Zeit und Raum auf eine Weise verdichtet, dass Reaktionszeiten extrem verkürzt<br />
und unschwer in präventive militärische Aktion umgesetzt werden<br />
kann. Mit dem Wegfall der territorialen oder politischen Unterscheidung<br />
zwischen „Innen“ und „Außen“ ist die Beschreibung des Feindes unscharf<br />
und in hohem Maße willkürlich geworden. Es gibt keinen einzelnen Feind<br />
mehr. Regionale oder lokale Differenzen – das Einzelne und Besondere,<br />
dessen Berücksichtigung Bedingung militärischer Effizienz, aber auch Bedingung<br />
der Einhegung von Gewalt ist – geraten dabei jedoch leicht ausser<br />
Acht.<br />
Präventive militärische Intervention ist viertens in der Auseinandersetzung<br />
nach 9/11 weitgehend von den ursprünglichen sicherheits- und militärbezogenen<br />
Legitimationen losgelöst worden; auch dies unterscheidet die Politik der<br />
Bush-Administration von der früheren Praxis. Es geht <strong>als</strong>o keineswegs bloß<br />
um politische Rhetorik, sondern um einen strategischen Bruch. 244 Damit<br />
dünnt sich mittlerweile die auf eine neue terroristische Bedrohung bezogene<br />
Legitimation des Präventionskonzepts aus und ein paralleler Diskurs<br />
kommt zum Vorschein: vorbeugend, <strong>als</strong>o präventiv die Entstehung eines globalen<br />
Rivalen zu verhindern – Präventivkrieg, um nicht mehr herausgefordert<br />
werden zu können. Damit entsteht eine an Bedeutung kaum zu überschätzende<br />
Zielähnlichkeit oder gar -koppelung: der Zweck präventiver bzw .<br />
präventivkriegerischer Aktion ist nun explizit nicht bloß die Verhinderung<br />
einer terroristischen Bedrohung; sie soll auch gleichermaßen die Bedingungen<br />
für die Entstehung einer konkurrierenden Machtstruktur verschlechtern.<br />
So funktioniert sie <strong>als</strong> ein Moment der Verhinderung von Machtkonkurrenz,<br />
nicht der Sicherung von Frieden.<br />
Wo die Einhegung des Krieges so durchbrochen wird, droht fünftens ein<br />
weiterer Dammbruch, der sich aus der Asymmetrie solcher Militäraktion<br />
ergibt: erleichtert wird ein Anknüpfen an die klassisch amerikanische Art und<br />
Weise Krieg zu führen. 245 Das Modell dieses Krieges war der Bürgerkrieg, der<br />
243<br />
NSS, S.6. ʺ Wir müssen die Bedrohung abschrecken und bekämpfen, bevor sie wirksam geworden ist<br />
ʺ (NSS, S.14). “Amerika wird gegen solche Gefahren, die entstehen, handeln, bevor sie voll entwickelt<br />
sind .” (Geleitwort Bush zum NSS, S.2). S.a. Richard Perle im Daily Telegraph v.9.8.2002 und Michael J.<br />
Glennon, Preempting Terrorism: The case for anticipatory self-defense, in: Weekly Standard v.<br />
28.1.2002. Die Schranke der Teilrationalität dieser Argumentation liegt darin, dass der Widerspruch<br />
zwischen unvergleichlicher militärischer Überlegenheit und gleichzeitig gesteigerter Verwundbarkeit<br />
nicht aufgelöst werden kann, denn der Lösungsversuch - die Welt nach dem Bilde Amerikas formen zu<br />
wollen – ignoriert, dass ein globalisiertes American Empire ständig dann nach innen verlagerte Formen<br />
der Selbstbedrohung hervorbringt. Die Rede von der „antizipatorischen Selbstverteidigung“ erinnert im<br />
übrigen an die sagenhafte juristische Figur vom „Putativnotwehrexzess“ und wäre eine eigene Analyse<br />
wert.<br />
244<br />
So aber Hanns W.Maull: Die „Zivilmacht Europa“ bleibt Projekt, in: Blätter für deutsche und internationale<br />
Politik 12/2002 S.1475. Siehe dagegen Anatol Lieven: The Push for War, in: London Review of<br />
Books 19/2002.<br />
245<br />
S. Russell F. Weigley: The American Way of War, Bloomington 1983.<br />
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