outbreak. let's take over. american empire als wille ... - Rainer Rilling
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Die militär- und sicherheitspolitische Handlungsfreiheit der USA wurde<br />
unter Bush – auch unter Anrufung der oft religiös eingefärbten Moralideologie<br />
des us-amerikanischen Exzeptionalismus 271 - massiv akzentuiert. Die<br />
Destabilisierung internationaler Sicherheitsregimes wird nicht nur in Kauf<br />
genommen, sondern vielmehr aktiv betrieben mit dem Ziel, die geschichtliche<br />
Errungenschaft der Einhegung des Krieges durch die UN-Charta aufzuheben<br />
und die Selbstbindung des Staates USA an das Völkerrecht zu<br />
relativieren. Regelungen einer multilateralen Rüstungskontrolle wurden<br />
geschwächt: der ABM-Vertrag wurde im Dezember 2001 aufgekündigt,<br />
eine Stärkung des Biowaffen-Abkommens auf der 5. Überprüfungskonferenz<br />
Ende 2001 scheiterte am Widerstand der USA 272 . Die Privatisierung des<br />
Militär und einzelner militärischer Funktionen sind ein wesentliches Element<br />
der Destabilisierung politisch-juristischer Kontrollregimes.<br />
271 ʺDas zwanzigste Jahrhundert endete mit einem einzigen überlebenden Modell des Menschheitsfortschrittsʺ<br />
formulierte Bush in seiner Rede in West Point in Worten, die später in der NSS aufgenommen<br />
wurden, ʺdas basiert auf den nicht-verhandelbaren Forderungen nach menschlicher Würde, den Gesetzes<br />
des Rechts, den Begrenzungen des Staates, dem Respekt für Frauen und Privateigentum und freier<br />
Rede und gleichem Recht und religiöser Toleranz.ʺ Zit. nach Michael Hirsh: Bush and the World, in:<br />
Foreign Affairs September / October 2002. Auffällig, dass die Forderung nach Demokratie nicht zu<br />
diesem Katalog gehört. Dementsprechend gehe es darum, die Welt <strong>als</strong> Ganze nicht nur sicherer, sondern<br />
auch besser zu machen – nach dem amerikanischen Modell, das sich <strong>als</strong> das erfolgreichste herausgestellt<br />
habe und das Menschheitswerte am exzellentesten repräsentiert (eben nicht nur die der USA<br />
oder der westlichen Zivilisation), wie Tony Blair am 1.10.2002 auf einem Parteitag der Labour-Party<br />
hervorhob. Die Referenz auf religiöse Auserwähltheit ist bei Bush gängig, s. z.B. “Diese Nation ist auserwählt<br />
von Gott und von der Geschichte beauftragt, für die Welt ein Modell für Gerechtigkeit, Integrationsfähigkeit<br />
und Vielfalt ohne Spaltungen zu sein”, George W. Bush: Remarks at the Simon Wiesenthal<br />
Centre, (2000). “Und wir glauben, dass unsere Nation auf der richtigen Seite der Geschichte steht –<br />
der Seite der Menschenwürde und und der Gerechtigkeit Gottes”. George W. Bush: “A Distinctly American<br />
Internationalism”, (1999), www.georgebush.com//speeches/ oder – verknüpft mit den Versprechen<br />
des Interventionismus - in der „State of the Union Adress“ vom 29.1.2002: „Ihr werdet dem Gericht<br />
dieser Nation nicht entgehen“. Derlei oft manichäischer Fundamentalismus verknüpft sich mit<br />
dem alten Glauben an den exzeptionellen Charakter der USA und begründet so nachhaltig politischen<br />
Unilateralismus. Die religiösen Bindungen der Mitglieder der US-Regierung sind sehr unterschiedlich:<br />
Methodisten (Ucheney), Presbiterianer (Rice), WASP (Rumsfeld) oder Born-again Evangelisten (Bush).<br />
Angesichts der moralischen Krise der US-Gesellschaft der 90er war die religiöse Rede sicherlich ein<br />
wesentlicher Faktor für den Erfolg der Bush-Kampagne 2000. Vgl. auch Jervis, Bush Doctrine, S.380:<br />
Bush’s response to September 11 may parallel his earlier religious conversion and owe something to his<br />
religious beliefs, especially in his propensity to see the struggle as one between good and evil. There is<br />
reason to believe that just as his coming to Christ gave meaning to his previously aimless and dissolute<br />
personal life, so the war on terrorism has become, not only the defining characteristic of his foreign<br />
policy, but <strong>als</strong>o his sacred mission. An associate of the President reports: “I believe the president was<br />
sincere, after 9/11, thinking ‘This is what I was put on this earth for.’” Dass andererseits die USA gleichsam<br />
indirekt die Fortsetzung der Ausweitung Europas in die nichteuropäische Welt repräsentierte, war<br />
eine günstige Bedingung dafür, ihr nationales Interesse <strong>als</strong> allgemeines Interesse darzustellen. Dies aber<br />
war der eigentliche Kern des Exzeptionalismus: den Amerikanismus außerhalb der USA replizieren zu<br />
können. ”Our nationalism,“ schrieben Kristol und Brooks über die Weltmission Amerikas, „is that of an<br />
exceptional nation founded on a universal principle, on what Lincoln called ‘an abstract truth, applicable<br />
to all men and all times.’ “William Kristol and David Brooks, ‘‘What Ails Conservatism,’’ in: Wall<br />
Street Journal v. 15.9. 1997.<br />
272<br />
Peter Rudolf: Wie der 11. September die amerikanische Außenpolitik verändert hat. Bilanz nach<br />
einem Jahr, in: swp-aktuell 33, September 2002<br />
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