outbreak. let's take over. american empire als wille ... - Rainer Rilling
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Tagungsstatement im Herbst 2003: “Could it be that the U.S. is now learning,<br />
in a way that it historically was not forced to learn before, that it is not,<br />
indeed, cannot be, the or an <strong>empire</strong>. Hence, it cannot formulate policy unilaterally<br />
and preemptively on its own, cannot sustain a global domination<br />
project, without incurring penalties of various sorts from the larger, and<br />
often more powerful global matrix of power.“ 372 Alle genannten sehen in<br />
dieser Entwicklung mehr oder weniger explizit den Ausdruck einer politischen<br />
Defensive, eines Decline oder Rückfalls in eine historisch überholte<br />
Figur – doch keiner von ihnen kann allerdings sagen, wo denn dann die<br />
Offensive und der neue Hegemon zu verorten wäre. Das eine ist ohne das<br />
andere letztlich nicht zu haben.<br />
Hardt / Negri, deren Buch „Empire“ schon lange vor Nineleven die neue<br />
linke Imperialismusdebatte initiierte, sehen demgegenüber im Empire die<br />
politisch-juristische Form einer postfordistischen Regulationsweise, die<br />
ohne Hegemonie eines Staates (und seien es die USA) oder einer Staatengruppe<br />
auskommt und die unberührt bleibt von Ereignissen wie Nineeleven<br />
– für sie <strong>als</strong>o gilt der Gedanke der grundsätzlichen Kontinuität einer neuen, dezentrierten<br />
imperialen Konfiguration, die keinen besonderen staatsterritorialen<br />
Fokus mehr hat, da sie die Unterscheidung von innen und außen transzendiert hat,<br />
nach welcher der im klassischen Feld nation<strong>als</strong>taatlicher Souveränität operierende<br />
Imperialismus fungiert hatte. 373 Für sie spielen die USA für die Beantwortung<br />
der Frage nach dem Ort der imperialen Macht eine wesentliche, aber keine<br />
singuläre Rolle – sie sind gleichsam der militärische Arm auch des Empire<br />
und stehen in der Ordnung der Pyramide der Macht oben. Eine territoriale<br />
Fixierung eines Empire, wie es die Rede vom American Empire mache, sei<br />
anachronistisch 374 . Sie heben in ihren Publikationen bis 2002 vielfach her-<br />
372<br />
Mark Taylor: Response to Susan Carruthers, Conference „American Empire? War, Globalization & Religion”, 25.-<br />
27.9.2003<br />
373 Für Georg Steinmetz: The State of Emergency and the Revival of American Imperialism: Toward an<br />
Authoritarian Post-Fordism, in: Public Culture 2 / 2003 S.323-345 reflektiert sich in der Konzeption<br />
Hardt/Negris eine singuläre, spezielle postfordistischen Situation der 90er Jahre, für die ebenso eine<br />
transitorische, relativ dezentrierte politische Struktur und das Fehlen eines zentralen Feindbildes im<br />
ideologischen Raum charakteristisch war. Entsprechend charakterisierte 1998 Lawrence Summers,<br />
Minister unter Clinton, die USA <strong>als</strong> „first nonimperialist superpower“. (Lawrence Summers: America:<br />
The first nonimperialist superpower, in: New Perspectives Quarterly 15 / 1998, S: 34–35). Für Steinmetz<br />
sind die ideologischen, politischen und ökonomischen Bedingungen eines dezentrierten, multivalenten<br />
Systems seit 9/11 in der Auflösung und es wird auch deutlich, dass die Behauptung Hardt/Negri`s<br />
unhaltbar ist, es gebe keine grundlegende Ungleichheit zwischen Kern-und Periphere im Weltsystem<br />
mehr. Panitch/Gindin halten Hardt/Negris Zugang mittlerweile für geradezu bizarr. Auch für Smith ist<br />
mit den Türmen des WTC zugleich diese Konzeption des Empire ein für alle mal zusammengebrochen,<br />
s. Neil Smith: Scales of terror and the resort to geography: in: Environment and Planning D: Society and<br />
Space (2001) S.636.<br />
374 Dies ist ein beträchtlicher Widerspruch in Hardt/Negri`s Analyse: das Empire der Postmoderne hebt<br />
die Unterscheidung zwischen innen und außen auf, entwertet die Kategorien des Raumes und spricht<br />
von einem „non-place“ der Macht – doch die Pyramide der Herrschaft des Empire ist hochgradig im<br />
Sinne einer geopolitischen Moderne strukturiert nach verschiedenwertigen Nation<strong>als</strong>taaten und Orga-<br />
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