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outbreak. let's take over. american empire als wille ... - Rainer Rilling

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den. Der Neokonservatismus etwa ist keine große internationale Bewegung,<br />

die mit den klassischen Massenbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts<br />

(Konservatismus, Sozialliberalismus, völkische Bewegungen, Sozialismus)<br />

vergleichbar wäre – und sogar seine prominentesten ideologischen<br />

Köpfe haben es schwer, Seelenverwandte in anderen kapitalistischen<br />

Ländern zu finden: es gab in diesen Ländern eine solche Richtungsdifferenzierung<br />

in den 70er Jahren einfach nicht. Doch <strong>als</strong> politisches Netzwerk<br />

eines Projekts neuimperialer Macht sind sie stark. Und endlich: dieses<br />

Machtprojekt spiegelt, nimmt vorweg und imitiert im Nachhinein, was<br />

andernorts geradezu deckungsgleich geschah: die Bildung eines neuen, im<br />

Kern linken und antikapitalistischen, global ansetzenden politischen<br />

Raums von Seattle über Genua bis nach Porto Alegre und Mumbai, in dem<br />

sich eine ganz andere politische Diversität zusammenband, die der neuimperialen<br />

Rechten das gegenimperiale Selbstverständnis einer Multitude entgegensetzte.<br />

45<br />

Im Laufe des Jahres 2002 bestimmte diese zunehmend neokonservativ dominierte<br />

Allianz den außenpolitischen Diskurs der USA. Sie inszenierte<br />

sich in der Rolle von Terminatoren des mittlerweile zerbrochenen internationalen<br />

Systems, dessen zentralen Bestandteile die USA selbst vor über<br />

einem halben Jahrhundert geschaffen hatte und dessen Überwindung bereits<br />

lange vor 9/11 und schon vor dem Ende der zweiten Clinton-<br />

Administration weitgehend Konsens in den außenpolitischen Eliten der<br />

USA war. Es waren vor allem die Neokonservativen, die in der neuen Allianz<br />

der Macht den globalen Interventionsanspruch mit einem geopolitischen<br />

Fokus auf Asien in den Vordergrund setzten. Neoconservative,<br />

schrieb im Dezember 2002 ein Jungstar aus ihrern Reihen (Max Boot) in<br />

seiner Antwort auf die im Wall Street Journal gestellte Frage „What the<br />

Heck is a `Necon?“, die Neokonservativen „believe in using American<br />

Might to promote American ide<strong>als</strong> abroad.“ 46 Die neue Machtallianz skizzierte<br />

die militärpolitischen Kernelemente der neuen großen Strategie,<br />

band sie in eine optimistische Sicht auf den Stand der US-Ökonomie ein<br />

(„new economy“) und etablierte sich 2002 <strong>als</strong> Avantgarde der neuen parteiübergreifenden<br />

Kriegspartei. In nur wenigen Monaten kündigte sie den<br />

ABM-Vertrag, entwertete die Abschreckungsdoktrin, ging zur Politik der<br />

Präventivkriegführung über und plazierte eine Politik der nuklearen Kriegführung,<br />

revidierte die amerikanische Nahostpolitik und trat in den Krieg<br />

(„gegen den Terror“) ein. Es gelang ihr eine politische Dynamik ingang zu<br />

setzen, in deren Verlauf der politisch-ideologische Spielraum der traditionellen<br />

„realistisch-multilateralen“ und „liberal-imperialistischen“ Richtungen<br />

in der außenpolitischen Elite der USA und etwa im U.S.-Senat (Lugar,<br />

Biden u.a.) ganz bemerkenswert eingeschränkt wurden, zumal diese ihre<br />

45<br />

Siehe <strong>Rainer</strong> <strong>Rilling</strong>: Geopolitik von links, in: Z Nr. 55 (2003) http://www.rainer-rilling.de/texte/poarari.pdf<br />

46<br />

Wall Street Journal v. 30.12.2002<br />

30

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