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Spuren und Spurenleser. Zur Theorie und Ästhetik des - repOSitorium

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In etwas verkürzter Weise kann man diese alternativen, aber in Vegetationsk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Vegetationsgeographie sozusagen amalgamierten Perspektiven wie folgt charakterisieren.<br />

Im Rahmen der im engeren Sinne ökologischen Perspektive wird die<br />

Vegetation – vor allem – als standortbedingt betrachtet, in der anderen (»kulturökologischen«)<br />

Perspektive erscheint die Vegetation als handlungs-, nutzungs- <strong>und</strong><br />

kulturbedingt. In der ökologischen Perspektive erscheint sie als Zeiger, »Indikator«,<br />

»synthetischer Ausdruck« (usf.) der Standortbedingungen (Wärme, Wasser, Licht,<br />

chemische <strong>und</strong> mechanische Faktoren einschließlich der Interaktionen der Organismen<br />

untereinander); in kulturökologischer Perspektive erscheint sie vor allem als Zeiger,<br />

»Indikator«, »synthetischer Ausdruck« (usf.) menschlicher Lebensverhältnisse <strong>und</strong><br />

Lebensformen, Inwertsetzungen <strong>und</strong> Aneignungen, Flächennutzungen, Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Arbeitsweisen. Kurz, die Vegetation erscheint als beabsichtigtes oder unbeabsichtigtes,<br />

erwünschtes oder unerwünschtes, vom Handelnden bemerktes oder unbemerktes<br />

Ergebnis (»Spur«) menschlichen Handelns. 7<br />

Auch die technisch-praktische Fragestellung ist in beiden Fällen oft unterschiedlich.<br />

In beiden Fällen geht es in gewissem Sinne um die Vegetation als Ressource, in ökologischer<br />

Perspektive aber z.B. eher um Wuchspotentiale, in kulturökologischer Perspektive<br />

eher um Flächennutzungspotentiale. Wo immer aber die Vegetation vor allem als<br />

Indikator, Ressource <strong>und</strong> Angebot für unterschiedliche Wert- <strong>und</strong> Inwertsetzungen,<br />

Flächennutzungen <strong>und</strong> Wirtschaftsweisen erscheint, da dominiert die kulturökologische<br />

Perspektive.<br />

Ich werde darauf zurückkommen, wie diese beiden Ebenen verknüpft werden können;<br />

zuvor muß man sie aber in ihrer Heterogenität kenntlich machen, auch wenn man<br />

sie dann überzeichnet. Der Deutlichkeit halber charakterisiere ich sie noch einmal mittels<br />

überzeichnender Antithesen.<br />

Im Lichte der naturwissenschaftlich-ökologischen Perspektive erscheint die Vegetation<br />

im wesentlichen in einem Organismen-Umwelt-Zusammenhang <strong>und</strong> als Bestandteil<br />

eines Ökosystems (nämlich vor allem als standortbedingt, daneben auch als Ausdruck<br />

eines Wuchspotentials <strong>und</strong> als Ergebnis einer Florengeschichte). Im Lichte der<br />

tensmuster <strong>und</strong> fragt schließlich, inwiefern die von der Umweltbewältigung geprägten Verhaltensmuster<br />

auch noch andere Aspekte der Kultur <strong>und</strong> der sozialen Organisation beeinflussen. – Der wissenschaftsgeschichtlich<br />

belastete <strong>und</strong> schillernde Terminus »Sozialökologie« ist vor allem in der sozialwissenschaftlichen<br />

Stadtforschung zuhause <strong>und</strong> bezieht sich oft auf alle Forschung, die die Beziehungen menschlicher<br />

Populationen oder Gruppen zu ihren räumlichen (physisch-biotischen <strong>und</strong> sozialen) Kontexten thematisiert.<br />

»Humanökologie« wird zuweilen ähnlich umfassend oder noch umfassender gebraucht, aber oft auch<br />

nur auf die medizinisch-hygienische Thematik angewendet.<br />

7 Beide Fragestellungen können eine historische Komponente aufweisen, aber die historische Dimension hat<br />

im einen <strong>und</strong> im anderen Fall eine ganz andere Bedeutung. Im Rahmen der (bio)ökologischen Fragestellung<br />

geht es dann um die Vegetation als Ergebnis der Floren- <strong>und</strong> Vegetationsgeschichte, also eher um die<br />

Naturgeschichte der Vegetation; im Fall der kulturökologischen Fragestellung geht es um die Vegetation<br />

als Ergebnis menschlichen Handelns in der Vergangenheit, d.h. vor allem: als Ergebnis einer Flächennutzungsgeschichte.<br />

Hier geht es also eher um die Kulturgeschichte als um die Naturgeschichte der Vegetation.<br />

Unter solchen historischen Fragestellungen kamen sich begreiflicherweise die ökologische <strong>und</strong> die<br />

kulturökologische Fragestellung immer schon besonders nah.<br />

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