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Spuren und Spurenleser. Zur Theorie und Ästhetik des - repOSitorium

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kann man sagen: »Unter« der Mäusegersteflur liegt ein Trittrasen, »unter« dem Trittrasen<br />

ein Zierrasen; vor dem Hordeetum war ein Lolio-Plantaginetum, vor dem Lolio-<br />

Plantaginetum eine Rasenansaat (Cynosurion, Festuco-Crepidetum).<br />

Die originäre Basis <strong>des</strong> historischen Zeichens ist also höchst wahrscheinlich eine Rasenansaat.<br />

Eine Rasenansaat ist zuerst ein Cynosurion, entwickelt sich aber dann von<br />

der Ansaat (meist einer Regelsaatgutmischung nach DIN) weg. Das ist seit den 70er<br />

Jahren detailliert beschrieben worden (zuerst Kienast 1978 für Kassel, für Osnabrück<br />

z.B. dann Hard 1982, für andere Regionen z.B. Gutte 1984, Berg 1985 <strong>und</strong> Kowarik &<br />

Jirku 1988, in jüngerer Zeit Müller 1988). Die Rasen differenzieren sich, die Diversität<br />

steigt, »Unkräuter« <strong>und</strong> »Ungräser« dringen ein, darunter an die häufige <strong>und</strong> bodennahe<br />

Mahd angepaßte oder anpassungsfähige Grünlandarten, aber auch Arten der spontanen<br />

Stadtvegetation (»Ruderalisierung«). Diese gealterten Rasenansaaten sind in der Literatur<br />

unterschiedlich benannt worden (Festuco-Crepidetum, Bellidetum, Trifolio-<br />

Veronicetum filiformis ...).<br />

Die genau für gealterte Scherrasen charakteristischen Arten kann man als die »originären<br />

Marken« der originären Basis betrachten. 48 Diese Gruppe niedrigwüchsiger Arten<br />

hatte allerdings von vornherein keine guten Überlieferungs-Chancen, das heißt hier,<br />

keine guten Chancen, das Trittrasen- <strong>und</strong> Mäusegerste-Stadium zu überleben. Wo diese<br />

Artengruppe deutlich vertreten ist, da darf man in ihr das Residuum der originären<br />

Marken oder der originären Funktionszeit sehen, mit andern Worten, dann ist die zeitweilige<br />

Existenz eines Festuco-Crepidetum belegt oder doch ziemlich wahrscheinlich.<br />

So erwähnt z.B. Bran<strong>des</strong> (1983, S. 123), daß sowohl die mehr wie auch die weniger<br />

betretenen Parkrasen Veronas von einer Trifolium repens-Variante der »typischen<br />

Subassoziation« <strong>des</strong> Hordeetum murini besetzt seien. Es handelt sich um ehemalige,<br />

jetzt gealterte Rasenansaaten. In der Artengarnitur haben sie eine ähnliche Zusammensetzung<br />

wie das beprochene Hordeetum in der Osnabrücker Gartenbrache, sind im<br />

Stadtbild Veronas aber keine »passiven«, sondern »aktive« <strong>Spuren</strong> (stabilisierte, mehr<br />

oder weniger betretene, regelmäßig gemähte Scherrasen). Allgemeiner ist die Feststellung<br />

Hülbuschs: »In submediterranen <strong>und</strong> mediterranen Klimagebieten (z.B. in der Provence)<br />

tritt das Hordeetum murini bzw. Hordeetum leporini ... häufig flächenhaft auf<br />

neu geschaffenen Rohböden <strong>und</strong> besonders oft auf Brachäckern oder vernachlässigten<br />

bzw. nach falschem Vorbild erstellten Grünflächen in Neubausiedlungen auf« (Hülbusch<br />

1980, S. 63). Mit »falschem Vorbild« sind die »Regelsaatgutmischungen«<br />

48 Als spezifische Indizien <strong>des</strong> gealterten Scherrasen kommen diejenigen Arten nicht in Frage, die ziemlich<br />

reichlich <strong>und</strong>/oder regelmäßig auch in Tritt- <strong>und</strong> Mäusegerste-Rasen vorkommen. Es bleiben dann vor allem<br />

wohl: Trifolium dubium, Cerastium holosteoi<strong>des</strong>, Prunella vulgaris, Veronica filiformis, serpyllifolia<br />

<strong>und</strong> chamaedrys, Lotus corniculatus, Leontodon saxatile <strong>und</strong> Cardamine pratensis (allerdings mit unterschiedlichen<br />

standörtlichen Bindungen).<br />

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