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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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202 PASSAGEN DER SOUVERÄNITÄT<br />

Weise - wobei es sich in diesem Fall nicht um Architektur, sondern um<br />

Anti-Architektur handelt - als Diagramm imperialer Macht dienen.<br />

Der gekerbte Raum der Moderne schuf Orte, die beständig in einem<br />

dialektischen Spiel mit ihrem Außen standen und auf diesem Spiel gründeten.<br />

Der Raum imperialer Souveränität ist im Gegensatz dazu glatt. Er<br />

scheint frei zu sein von den binären Aufteilungen oder Kerben moderner<br />

Grenzen, doch in Wahrheit ist er kreuz und quer von so vielen Verwerfungen<br />

durchzogen, dass er lediglich als kontinuierlicher, einheitlicher Raum<br />

erscheint. In diesem Sinne weicht die eindeutig bestimmte Krise der Moderne<br />

einer Omni-Krise in der imperialen Welt. In diesem glatten Raum des<br />

<strong>Empire</strong> gibt es keinen Ort der Macht - sie ist zugleich überall und nirgends.<br />

Das <strong>Empire</strong> ist ein ou-topia, oder genauer: ein Nicht-Ort.<br />

Imperialer Rassismus<br />

Der Übergang von der modernen zur imperiaien Souveränität lässt sich unter<br />

anderem im Wandel der Rassismuskonfigurationen in unseren Gesellschaften<br />

erkennen. Zuallererst gilt es dabei festzuhalten, dass die allgemeinen<br />

Linien des Rassismus immer schwieriger auszumachen sind. So wollen<br />

uns denn auch Politiker, Medien und sogar Historiker ständig weismachen,<br />

dass der Rassismus in den modernen Gesellschaften stetig abgenommen<br />

habe - vom Ende der Sklaverei bis zur Entkolonialisierung und zu den Bürgerrechtsbewegungen.<br />

Ohne Zweifel sind bestimmte traditionelle Praktiken<br />

des Rassismus weitgehend verschwunden, und man könnte versucht sein,<br />

das Ende der Apartheid in Südafrika als symbolischen Abschluss eines ganzen<br />

Zeitalters der Rassentrennung zu betrachten. Aus unserer Perspektive<br />

wird jedoch deutlich, dass der Rassismus in der heutigen Welt keineswegs<br />

zurückgegangen ist, sondern sich im Gegenteil weiter ausgebreitet hat, und<br />

zwar sowohl räumlich wie hinsichtlich seiner Intensität. Er scheint nur deshalb<br />

geringer geworden zu sein, weil sich seine Erscheinungsformen und<br />

Strategien geändert haben. Wenn wir die manichäischen Aufteilungen und<br />

die strikt ausschließenden Praktiken (in Südafrika, in den Kolonial Städten,<br />

im Südosten der USA oder in Palästina) als Paradigma des modernen Rassismus<br />

betrachten, so stellt sich nun die Frage, wie die postmoderne Form<br />

des Rassismus aussieht und welche Strategien er in der imperialen Gesellschaft<br />

unserer Tage verfolgt.

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