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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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46 DIF POLITISCHE KONSTITUTION DER GEGENWART<br />

düng des administrativen Personals der imperialen Maschine, wozu das<br />

Geflecht der alten Institutionen beiträgt, die »Zurichtung« einer <strong>neue</strong>n imperialen<br />

Elite.<br />

<strong>Die</strong> großen transnationalen Konzerne schaffen in gewisser, entscheidender<br />

Weise das grundlegende Geflecht von Verbindungen in der biopolitischen<br />

Welt. Zwar war das Kapital schon immer global ausgerichtet, doch<br />

erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen multi- und transnationale<br />

Industrie- und Finanzkonzerne weltweit Territorien biopolitisch<br />

zu strukturieren. Es wird eingewandt, dass diese Firmen lediglich den Platz<br />

einnehmen, den die verschiedenen nationalen kolonialen und imperialistischen<br />

Systeme in früheren Phasen der kapitalistischen Entwicklung besetzt<br />

hielten, vom europäischen Imperialismus des 19. Jahrhunderts bis zum Fordismus<br />

im 20. Jahrhundert. 29 Das trifft zwar zum Teil zu, doch verändert<br />

die <strong>neue</strong> kapitalistische Realität ihren Platz grundlegend. Firmen- und Konzernaktivitäten<br />

sind nicht länger dadurch gekennzeichnet, dass sie ein abstraktes<br />

Kommando errichten oder schlichten Raub und ungleichen Tausch<br />

organisieren. Sie strukturieren und artikulieren stattdessen unmittelbar Territorien<br />

und Bevölkerungen. Sie arbeiten daran, aus Nationalstaaten bloße<br />

Instrumente zu machen, die die Waren-, Geld- und Bevölkerungsströme<br />

überwachen, die sie selbst in Bewegung gesetzt haben. Transnationale Konzerne<br />

verteilen unmittelbar die Arbeitskraft auf verschiedenen Märkten,<br />

stellen zielgerichtet Ressourcen bereit und organisieren die Hierarchie diverser<br />

Sektoren der weltweiten Produktion. Der komplexe Apparat, der<br />

über Investitionen entscheidet und finanzielle bzw. monetäre Manöver<br />

lenkt, bestimmt die <strong>neue</strong> Geographie des Weltmarkts oder vielmehr die<br />

<strong>neue</strong> biopolitische Struktur der Welt (Harvey 1989; Kennedy 1993).<br />

Am vollständigsten zeigt sich das Aussehen dieser Welt aus einer monetären<br />

Perspektive. Dann sieht man einen Horizont der Werte und ein System<br />

der Verteilung, einen Mechanismus der Akkumulation und Mittel und<br />

Wege der Zirkulation, eine Macht und eine Sprache. Es gibt nichts, kein<br />

»nacktes Leben«, keinen externen Standpunkt, der sich außerhalb des monetär<br />

gestalteten Raums verorten ließe; dem Geld entgeht nichts. Produktion<br />

wie Reproduktion sind monetär eingekleidet, und so sieht man auf der globalen<br />

Bühne jede biopolitische Figur ein Geldkostüm tragen. »Akkumuliert,<br />

Akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten!« (Marx 1867-94,1, 621)<br />

<strong>Die</strong> großen Industrie- und Finanzmächte produzieren entsprechend nicht<br />

nur Waren, sondern auch Subjektivitäten. Sie produzieren Agenzien innerhalb<br />

des biopolitischen Zusammenhangs: Bedürfnisse, soziale Verhältnisse,

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