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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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256 PASSAGFN DER PRODUKTTON<br />

ser ins Stocken geratener, kann verhindern, dass der Dritte Weltkrieg<br />

kommt.« (Kirchwey 1944) <strong>Die</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg begonnenen<br />

Wiederaufbauprojekte brachten tatsächlich allen dominanten kapitalistischen<br />

Ländern, sowohl den siegreichen Alliierten wie den unterlegenen<br />

Mächten, das expansive Modell der Disziplinargesellschaft, wie es sich<br />

durch den New Deal herausgebildet hatte. <strong>Die</strong> zuvor existierenden europäischen<br />

und japanischen Formen staatlicher Öffentlicher Fürsorge und die<br />

Entwicklungen zum korporativen Staat (sowohl in seiner liberalen wie in<br />

seiner faschistischen Ausprägung) wurden dadurch grundlegend umgestaltet.<br />

Der »Sozialstaat« war geboren, also der globale Disziplinarstaat, der<br />

den Lebenszyklus seiner Bevölkerung viel stärker einbezog und Produktion<br />

und Reproduktion innerhalb eines Systems von Kollektivverhandlungen<br />

ordnete, das ein stabiles monetäres Regime stützte. Mit der Ausdehnung der<br />

US-Hegemonie wurde der Dollar zum König. Der Dollar marschierte<br />

(durch den Marshallplan für Europa und den ökonomischen Wiederaufbau<br />

in Japan) festen Schritts auf dem Weg der Rekonstruktion nach dem Krieg;<br />

die Etablierung der Hegemonie des Dollars (durch die Verträge von Bretton<br />

Woods) war an die Stabilität aller Wertstandards gebunden; und die militärische<br />

Macht der USA bestimmte letztlich die Ausübung der Souveränität<br />

mit Blick auf jedes einzelne der dominanten und beherrschten kapitalistischen<br />

Länder. Bis in die 1960er Jahre wurde dieses Modell immer weiter<br />

ausgedehnt und perfektioniert. Es war das Goldene Zeitalter des New Deal<br />

und seiner Reform des Kapitalismus auf der Weltbühne (vgl. Kennedy<br />

1989, 519-647; Schurmann 1974).<br />

Dekolonisation, Dezentrierung und Disziplin<br />

<strong>Die</strong> imperialistische Politik der dominanten kapitalistischen Länder wandelte<br />

sich in der Nachkriegszeit in der Folge der ökonomischen und sozialen<br />

Reformen unter US-Hegemonie. <strong>Die</strong> weltweite politische Szenerie wurde<br />

vor allem um drei Funktionszusammenhänge oder Dispositive herum<br />

definiert und organisiert: erstens den Prozess der Dekolonisation, der den<br />

Weltmarkt entlang hierarchischer Verbindungen, die von den USA ihren<br />

Ausgang nahmen, neu zusammensetzte; zweitens die schrittweise Dezentralisierung<br />

der Produktion; und drittens die Herausbildung eines Systems<br />

internationaler Beziehungen, das die Disziplinargesellschaften und ihr Produktionsregime<br />

in ihrer allmählichen Fortentwicklung weltweit weitertrug.

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