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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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282 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

(wenn auch selbstverständlich beschränkte) Arbeitskraftressourcen, Rohstoffe,<br />

die der kapitalistischen Produktion subsumiert werden können, und<br />

mögliche Orte für expandierende Märkte. Der Zusammenbruch der sozialistischen<br />

Regimes in der Sowjetunion und Osteuropa etwa, ebenso die Öffnung<br />

der chinesischen Ökonomie in der Ära nach Mao, ermöglichte dem<br />

globalen Kapital Zugang zu riesigen Gebieten nichtkapitalistischen Milieus<br />

- durch Jahre der sozialistischen Modernisierung für die kapitalistische<br />

Subsumtion vorbereitet. Selbst in bereits fest ins kapitalistische Weltsystem<br />

integrierten Regionen gibt es noch vielfältige Möglichkeiten zur Expansion.<br />

Mit anderen Worten werden, dieser zweiten Erklärung zufolge, nichtkapitalistische<br />

Milieus fortwährend dem Bereich des Kapitals formell subsumiert.<br />

und die Akkumulation kann zumindest teilweise aufgrund der formellen<br />

Subsumtion funktionieren. <strong>Die</strong> Propheten des bevorstehenden Jüngsten<br />

Gerichts des Kapitals irrten nicht, sie sprachen nur zu früh. <strong>Die</strong> Beschränktheit<br />

des nichtkapitalistischen Milieus ist dennoch real. Früher oder<br />

später werden die früher unerschöpflichen Ressourcen der Natur ausgehen.<br />

Ein dritter Erklärungsansatz, der den zweiten ergänzt, besagt, dass das<br />

Kapital heute weiterhin durch Subsumtion in einem Zyklus der erweiterten<br />

Reproduktion akkumuliert, dass Gegenstand dieser Subsumtion aber nicht<br />

mehr die nichtkapitalistische Umwelt, sondern zunehmend der kapitalistische<br />

Bereich selbst ist - das heißt, dass die Subsumtion nicht länger formell,<br />

sondern reell ist. Das Kapital sieht sich nicht mehr außerhalb, sondern<br />

innerhalb seines Bereichs um, und die Expansion ist daher eher intensiv als<br />

extensiv. <strong>Die</strong>ser Übergang beruht im Wesentlichen auf einem qualitativen<br />

Sprung in der technologischen Organisation des Kapitals. Frühere Stufen<br />

der industriellen Revolution führten maschinengefertigte Konsumgüter und<br />

später maschinengefertigte Maschinen ein, doch heute stehen wir vor maschinengefertigten<br />

Rohstoffen und Nahrungsmitteln - kurz, maschinengefertigter<br />

Natur und Kultur. 33 Im Anschluss an Fredric Jameson könnte man<br />

sagen, dass Postmodernisierung den ökonomischen Prozess bezeichnet, der<br />

in dem Moment eintritt, da mechanische und industrielle Technologien derart<br />

verbreitet sind, dass sie die gesamte Welt schaffen, da der Modernisierungsprozess<br />

abgeschlossen ist und die formelle Subsumtion des nichtkapitalistischen<br />

Milieus seine Grenzen erreicht hat. Durch die Prozesse<br />

technologischer Veränderung in der Moderne ist die ganze Natur Kapital<br />

geworden oder zumindest dem Kapital unterworfen. 34 Während die moderne<br />

Akkumulation auf der formellen Subsumtion der nichtkapitalistischen<br />

Umwelt beruht, stützt sich die postmoderne Akkumulation auf die reelle

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