24.06.2017 Aufrufe

Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

412 UNTERGANG UND FALL DES EMPIRE<br />

Kapitalproduktion, sondern einen autonomen Produktionsagenten darstellt.<br />

Im Übergang vom Kampf um den Sprachsinn zur Errichtung eines <strong>neue</strong>n<br />

Maschinensystems erhält das Telos eine größere Konsistenz. <strong>Die</strong>ser zweite<br />

Aspekt des Telos sorgt dafür, dass das, was sprachlich konstruiert worden<br />

ist, nunmehr zu einem dauerhaften, körperlichen Voranschreiten im Streben<br />

nach Freiheit wird. Bei der Hybridisierung von Mensch und Maschine handelt<br />

es sich nicht mehr um einen Prozess, der sich nur an den Rändern der<br />

Gesellschaft abspielt, sondern um einen grundlegenden Vorgang, der bei<br />

der Konstitution der Menge und ihrer Macht im Mittelpunkt steht.<br />

Da für diese Veränderung umfangreiche kollektive Mittel mobilisiert<br />

werden müssen, muss das Telos zu einem kollektiven werden. Es muss als<br />

Ort der Begegnung von Subjekten und als Mechanismus zur Konstitution<br />

der Menge Wirklichkeit werden (vgl. Althusser 1994). Damit sind wir beim<br />

dritten Aspekt dieser ganzen Reihe von Übergängen, in denen sich die materielle<br />

Teleologie des <strong>neue</strong>n Proletariats herausbildet. Hier sind Bewusstsein<br />

und Wille, Sprache und Maschine aufgerufen, die kollektive Gestaltung<br />

von Geschichte zu unterstützen. <strong>Die</strong>ses Werden kann sich einzig und<br />

allein in der Erfahrung und im Experimentieren der Menge zeigen. Damit<br />

hat sich die Macht der Dialektik, nach der sich das Kollektive eher durch<br />

Vermittlung denn durch Konstitution herausbildet, endgültig aufgelöst. Geschichte<br />

zu machen heißt somit, die Menge zum Leben zu erwecken.<br />

Der vierte Aspekt hat mit Biopolitik zu tun. <strong>Die</strong> Subjektivität lebendiger<br />

Arbeit enthüllt im Kampf um die Vernünftigkeit von Sprache und Technologie<br />

schlicht und unmittelbar eines: Wenn man von einem kollektiven<br />

Mittel zur Konstitution einer <strong>neue</strong>n Welt spricht, so spricht man von der<br />

Verbindung zwischen der Macht des Lebens und ihrer politischen Organisation.<br />

Das Politische, das Gesellschaftliche, das Ökonomische und das<br />

Vitale kommen hier zusammen. Sie sind vollständig miteinander verbunden<br />

und vollkommen austauschbar. <strong>Die</strong> Praktiken der Menge umschließen diesen<br />

komplexen und einheitlichen Horizont - einen Horizont, der zugleich<br />

ontologisch und historisch ist. Hier öffnet sich das biopolitische Gewebe<br />

der konstitutiven, konstituierenden Macht.<br />

Der fünfte und letzte Aspekt hat daher unmittelbar mit der konstituierenden<br />

Macht der Menge zu tun - oder vielmehr mit dem Produkt der schöprerischen<br />

Vorstellungskraft der Menge, die sich ihre eigene Verfassung<br />

schafft. <strong>Die</strong>se konstituierende Macht ermöglicht die kontinuierliche Öffnung<br />

gegenüber einem radikalen und progressiven Transformationsprozess.<br />

Sie erlaubt eine Vorstellung von Gleichheit und Solidarität, diesen fragilen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!