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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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280 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

teverhältnisse zu berufen, die zwischen US-Kapitalismus und den Kapitalisten<br />

anderer Länder herrschten. <strong>Die</strong> US-Hegemonie wurde tatsächlich durch<br />

die antagonistische Macht des Proletariats in den USA aufrechterhalten.<br />

<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> Hegemonie, die in den Händen der Vereinigten Staaten zu<br />

bleiben schien, war zu diesem Zeitpunkt noch beschränkt, eingeschlossen in<br />

die alten Mechanismen disziplinärer Restrukturierung. Eine paradigmatische<br />

Verschiebung war notwendig, um den Restrukturierungsprozess den<br />

politischen und technologischen Verschiebungen entsprechend entwickeln<br />

zu können. Mit anderen Worten: Das Kapital musste sich der <strong>neue</strong>n Produktion<br />

der Subjektivität des Proletariats stellen und eine Antwort darauf<br />

finden. <strong>Die</strong>se <strong>neue</strong> Produktion der Subjektivität reichte (über die bereits<br />

erwähnten Kämpfe um Wohlfahrt hinaus) bis zu dem, was man ökologischen<br />

Kampf nennen könnte, ein Kampf um die Lebensweise, in dem<br />

schließlich die Entwicklung der immateriellen Arbeit manifest wird.<br />

<strong>Die</strong> Ökologie des Kapitals<br />

Wir sind noch immer nicht in der Lage, den Charakter des zweiten Wegs<br />

der kapitalistischen Krisenantwort zu verstehen, die paradigmatische Verschiebung,<br />

die das Kapital über die Logik und die Praktiken der disziplinären<br />

Modernisierung hinausbringt. Wir müssen noch einmal einen Schritt<br />

zurücktreten und die Beschränkungen untersuchen, die das internationale<br />

Proletariat und die nichtkapitalistische Umgebung dem Kapital setzen. Beide<br />

machten die Transformation notwendig und diktierten ihre Bedingungen.<br />

Zur Zeit des Ersten Weltkriegs schien es vielen Beobachtern und insbesondere<br />

den marxistischen Imperialismustheoretikern, als ob die Totenglocke<br />

geläutet hätte und das Kapital nun kurz vor dem Ende stünde. Der<br />

Kapitalismus hatte jahrzehntelang Expansionskreuzzüge geführt, einen bedeutenden<br />

Teil des Globus im <strong>Die</strong>nst der Akkumulation verbraucht, und<br />

zum ersten Mal war er gezwungen, sich der Beschränktheit seines Horizonts<br />

zu stellen. Als die Schranken näher kamen, befanden sich die imperialistischen<br />

Mächte unausweichlich in einem tödlichen Konflikt miteinander.<br />

Das Kapital war auf das Außen angewiesen, auf sein nichtkapitalistisches<br />

Milieu, wie Rosa Luxemburg sagte, um den Mehrwert zu realisieren,<br />

wieder in Kapital zu verwandeln und dadurch die Akkumulationszyklen<br />

fortzusetzen. Im frühen 20. Jahrhundert schien es, als hätten die imperialistischen<br />

Abenteuer der kapitalistischen Akkumulation in Kürze die umlie-

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