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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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392 UNTERGANG UND FALL DES EMPIRE<br />

ein Universum sprachlicher Produktionsnetzwerke. <strong>Die</strong> Linien der Produktion<br />

und diejenigen der Repräsentation überschneiden und vermischen sich<br />

in diesem einen Sprach- und Produktionsbereich. In diesem Zusammenhang<br />

lösen sich auch die Unterscheidungen, welche die zentralen Kategorien der<br />

politischen Ökonomie bestimmen, allmählich auf. Produktion lässt sich<br />

nicht mehr von Reproduktion unterscheiden; die Produktivkräfte verschmelzen<br />

mit den Produktionsverhältnissen; fixes Kapital findet sich zunehmend<br />

innerhalb des zirkulierenden Kapitals, in den Köpfen, Körpern<br />

und in der Kooperation der Produktionssubjekte. <strong>Die</strong> gesellschaftlichen<br />

Subjekte sind zugleich Produzenten und Produkte dieser Einheitsmaschine.<br />

In dieser <strong>neue</strong>n historischen Formation lassen sich kein Zeichen, kein Subjekt,<br />

kein Wert, keine Praxis mehr ausmachen, die »außerhalb« liegen.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung dieser Totalität beseitigt die Ausbeutung jedoch keineswegs.<br />

Vielmehr definiert sie diese neu, und zwar vor allem im Verhältnis zu<br />

Kommunikation und Kooperation. Ausbeutung heißt nunmehr, dass die<br />

Kooperation enteignet wird und die Bedeutungen sprachlicher Produktion<br />

für ungültig erklärt werden. Als Konsequenz daraus kommt es innerhalb des<br />

<strong>Empire</strong> fortwährend zu Widerstand gegen die Befehlsgewalt. Überall in den<br />

globalen Produktionsnetzwerken artikuliert sich Widerspruch gegen die<br />

Ausbeutung, so dass es an allen Knotenpunkten zu Krisen kommt. Mit der<br />

postmodernen Totalität kapitalistischer Produktion weitet sich auch die Krise<br />

aus; sie ist sozusagen der imperialen Kontrolle inhärent. In dieser Hinsicht<br />

erscheinen Verfall und Untergang des <strong>Empire</strong> nicht als diachronische<br />

Bewegung, sondern als synchrone Wirklichkeit. <strong>Die</strong> Krise durchzieht jedes<br />

Moment der Entwicklung und Neuzusammensetzung von Totalität.<br />

Mit der reellen Subsumtion der Gesellschaft unter das Kapital können<br />

sich die sozialen Gegensätze in jedem Augenblick und in jedem Bereich<br />

kommunikativer Produktion und Zirkulation als Konflikte entladen. Das<br />

Kapital ist zu einer Welt geworden. Der Gebrauchswert und all die anderen<br />

Werte und Prozesse der Verwertung, die, wie man annahm, außerhalb der<br />

kapitalistischen Produktionsweise lagen, sind zunehmend verschwunden.<br />

Subjektivität ist voll und ganz in Zirkulation und Sprache aufgegangen,<br />

doch das bedeutet keineswegs, dass sie nun auch befriedet wäre. <strong>Die</strong> technische<br />

Entwicklung, die auf der Generalisierung der kommunikativen Produktionsverhältnisse<br />

gründet, befeuert die Krise, und der produktive<br />

»General Intellect« bildet ein Widerstandsnest. Krise und Niedergang beziehen<br />

sich nicht auf etwas außerhalb des <strong>Empire</strong> Liegendes, sondern auf<br />

dessen Innerstes. Sie reichen bis in die Produktion von Subjektivität hinein

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