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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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GEMISCHTE VERFASSUNG 331<br />

nicht so. Tatsächlich ist die grundlegende Existenzbedingung des universellen<br />

Netzwerks, dass es hybrid ist. <strong>Die</strong>ser konstitutionelle Rahmen fuhrt<br />

zu der Hypothese, dass dem politischen Subjekt Flüchtigkeit und Passivität,<br />

den Produzentinnen und Konsumenten hingegen Präsenz und Aktivität zukommen.<br />

Das bedeutet keineswegs die einfache Wiederholung des traditionellen<br />

Gleichgewichts; die Ausbildung der <strong>neue</strong>n gemischten Konstitution<br />

fuhrt vielmehr zu einem grundlegenden Ungleichgewicht der Akteure, folglich<br />

zu einer gesellschaftlichen Dynamik, die das produzierende und konsumierende<br />

Subjekt von den Mechanismen politischer Unterwerfung befreit<br />

(oder zumindest die Position in ihr uneindeutig macht). Hier scheint der<br />

primäre Ort der Auseinandersetzung aufzutauchen, auf dem Terrain der<br />

Produktion und Regulation von Subjektivität.<br />

Ist dies wirklich das Resultat einer Veränderung der kapitalistischen<br />

Produktionsweise, der kulturellen Entwicklung zur Postmoderne und der<br />

politischen Konstitutionsprozesse des <strong>Empire</strong>? Wir sind noch nicht in der<br />

Lage, diesen Schluss zu ziehen. Dennoch ist deutlich, dass in der <strong>neue</strong>n<br />

Situation Strategien, die auf Ausgleich und regulierte Partizipation zielen,<br />

wie sie liberale und imperialistische gemischte Konstitutionen immer verfolgt<br />

haben, auf neuartige Schwierigkeiten stoßen, die auf der starken Autonomie<br />

der individuellen und kollektiven produktiven Subjekte gründen, die<br />

in den Prozess involviert sind. Auf dem Terrain der Produktion und Regulation<br />

der Subjektivität, in der Trennung zwischen ökonomischem und politischem<br />

Subjekt, können wir ein wirkliches Feld der Auseinandersetzungen<br />

und Kämpfe ausmachen, auf dem alle Züge (Konstitution und<br />

Kräfteverhältnisse) erneut offen sind - eine Krisensituation im eigentlichen<br />

Sinn, vielleicht sogar eine revolutionäre Situation.<br />

Das Spektakel der Konstitution<br />

Das offene Kampffeld, das in der Analyse sichtbar zu werden scheint, verschwindet<br />

jedoch schnell wieder, wenn man die Mechanismen bedenkt,<br />

durch die diese hybriden Netzwerke der Partizipation von oben manipulierbar<br />

sind (vgl. Jameson 1992a). Tatsächlich ist der Kitt, der die verschiedenen<br />

Funktionen und Körper der hybriden Konstitution zusammenhält, das<br />

Spektakel, wie Guy Debord es nannte, ein integraler und weit verzweigter<br />

Apparat von Bildern und Ideen, der die öffentliche Rede und Meinung hervorbringt<br />

und regelt (Debord 1967). In der Gesellschaft des Spektakels ver-

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