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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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BIOPOLITISCHE PRODUKTION 45<br />

se des »General Intellect«, markieren also sicherlich einen Fortschritt; doch<br />

ihr begriffliches Raster bleibt zu glatt. Letztlich kratzen diese <strong>neue</strong>n Ansätze<br />

ebenfalls nur an der Oberfläche; um die produktive Dynamik der Biomacht<br />

zu begreifen, bedarf es jedoch eines <strong>neue</strong>n theoretischen Gerüsts. 27<br />

Unsere Aufgabe ist es nun, auf diesen zum Teil fruchtbaren Ansätzen<br />

aufzubauen, um das Potenzial der biopolitischen Produktion zu erkennen.<br />

Indem wir die verschiedenen bisher beschriebenen Merkmale, die den biopolitischen<br />

Kontext definieren, zusammenfügen, wird es uns möglich sein,<br />

das <strong>neue</strong> Aussehen des kollektiven biopolitischen Körpers zu identifizieren,<br />

was indessen gleichermaßen widersprüchlich wie paradox bleiben wird.<br />

<strong>Die</strong>ser Körper bekommt Gestalt, nicht indem er die originäre Produktivkraft,<br />

die ihn beseelt, negiert, sondern indem er sie anerkennt; er findet eine<br />

Sprache (wissenschaftlich wie sozial), weil er eine Vielzahl von einzelnen<br />

und eindeutigen Körpern ist, die nach einem Verhältnis suchen. Er ist Produktion<br />

und Reproduktion, Basis und Überbau, weil er Leben im wahrsten,<br />

Politik im eigentlichen Sinn ist. Unsere Untersuchung muss in den Dschungel<br />

gehen, wo die Gesetze der Produktion und des Konflikts herrschen, die<br />

der kollektive biopolitische Körper uns bietet. 28 Der Analysekontext ist<br />

daher die Entfaltung des Lebens selbst, der Konstitutionsprozess der Welt,<br />

der Geschichte. <strong>Die</strong> Erklärung soll nicht ideale Formen angeben, sondern<br />

sich innerhalb der dichten Vielschichtigkeit der Erfahrung orientieren.<br />

Unternehmen und Kommunikation<br />

Wenn wir fragen, wie sich die politischen und souveränen Momente der<br />

imperialen Maschine konstituieren, so gibt es keine Notwendigkeit, die<br />

Analyse auf die etablierten supranationalen Institutionen zu konzentrieren<br />

oder zu beschränken. <strong>Die</strong> Organisationen der Vereinten Nationen ebenso<br />

wie die großen multinationalen Finanz- und Handelsorganisationen (IWF,<br />

Weltbank, GATT etc.) werden im Hinblick auf die supranationale Rechtsverfassung<br />

nur relevant, wenn man sie innerhalb der Dynamik der <strong>Weltordnung</strong><br />

betrachtet, die von der biopolitischen Produktion ausgeht. Ihre Funktion<br />

in der alten internationalen Ordnung, das muss hervorgehoben werden,<br />

gibt diesen Organisationen heute keine Legitimität mehr; was sie hingegen<br />

in der Gegenwart legitimiert, ist ihr <strong>neue</strong>rworbenes mögliches Funktionieren<br />

im Symbolischen der imperialen Ordnung. Außerhalb des <strong>neue</strong>n Bezugsrahmens<br />

sind diese Institutionen nutzlos. Am ehesten ist es die Ausbil-

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