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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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WIDERSTAND, KRISE, TRANSFORMATION 281<br />

gende nichtkapitalistische Natur verbraucht und als müsste das Kapital verhungern.<br />

Alles außerhalb des Kapital Verhältnisses - sei es menschlich, tierisch,<br />

pflanzlich oder mineralisch - wurde aus der Perspektive des Kapitals<br />

und seiner Expansion als Natur betrachtet. 31 <strong>Die</strong> Kritik des kapitalistischen<br />

Imperialismus drückte so ein ökologisches Bewusstsein aus - ökologisch<br />

insofern, als es die wirklichen Naturschranken und die fatalen Folgen ihrer<br />

Zerstörung erkannte. 32<br />

Nun, während wir dieses Buch schreiben und sich das 20. Jahrhundert<br />

dem Ende zuneigt, ist der Kapitalismus auf wundersame Weise gesund und<br />

die Akkumulation kräftig wie nie. Wie bringen wir diese Tatsache mit den<br />

sorgfältigen Analysen zahlreicher marxistischer Autoren zu Beginn des<br />

Jahrhunderts zusammen, die die imperialistischen Konflikte als Symptome<br />

einer bevorstehenden ökologischen Katastrophe, die auf die Naturschranken<br />

zukommt, deuteten? Es gibt drei Wege, das Rätsel der anhaltenden Gesundheit<br />

des Kapitals zu lösen. Es gibt zum Ersten einige, die behaupten,<br />

dass das Kapital nicht länger imperialistisch ist, dass es reformiert wurde,<br />

dass es die Uhr zurückgedreht hat und nun in der jugendlichen Unbekümmertheit<br />

des freien Wettbewerbs lebt, dass es ein nachhaltiges, ökologisches<br />

Verhältnis 7ur nichtkapitalistischen Umgebung besitzt. Selbst wenn Theoretiker<br />

von Marx bis Luxemburg nicht bewiesen hätten, dass ein solcher<br />

Prozess dem Wesen der kapitalistischen Akkumulation zuwiderläuft, sollte<br />

ein oberflächlicher Blick auf die weltweite politische Ökonomie der Gegenwart<br />

genügen, um sich diese Erklärung aus dem Kopf zu schlagen. Es ist<br />

ganz klar, dass die kapitalistische Expansion m der zweiten Hälfte des Jahrhunderts<br />

mit wachsender Geschwindigkeit weiterging, dem kapitalistischen<br />

Markt dabei <strong>neue</strong> Gebiete erschloss und nichtkapitalistische Produktionsweisen<br />

der Herrschaft des Kapitals subsumierte.<br />

Eine zweite Erklärung könnte sein, dass die unvorhergesehene Beharrungskraft<br />

des Kapitalismus einfach auf der Fortsetzung der gleichen Expansions-<br />

und Akkumulationsprozesse beruht, die wir bereits beschrieben<br />

haben, nur dass die vollständige Erschöpfung der Umwelt noch nicht erreicht<br />

ist und der Moment, da der Kapitalismus an die Grenzen stößt, und<br />

die ökologische Katastrophe noch bevorstehen. <strong>Die</strong> weltweiten Ressourcen<br />

nichtkapitalistischer Umwelt haben sich tatsächlich als riesig erwiesen.<br />

Obwohl die so genannte Grüne Revolution einen großen Teil der nichtkapitalistischen<br />

Landwirtschaft weltweit dem Kapitalismus subsumierte und<br />

andere Modernisierungsprojekte dem kapitalistischen Akkumulationszyklus<br />

<strong>neue</strong> Gebiete und Kulturen einverleibten, bleiben weiterhin sehr große

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