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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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278 PASSAGEN DFR PRODUKTION<br />

Wege offen, den Widerstand zu schwächen und das Kommando zu restrukturieren,<br />

und es beschritt beide im Wechsel. Der erste Weg, mit nur<br />

begrenzter Wirksamkeit, war die Repression - ein zutiefst konservatives<br />

Vorgehen. <strong>Die</strong> Repressionsstrategie des Kapitals zielte darauf, die gesellschaftliche<br />

Entwicklung völlig umzukehren, den Arbeitsmarkt zu segregieren<br />

und zu destrukturieren und so die Kontrolle über den gesamten Produktionszyklus<br />

wiederzuerlangen. Das Kapital setzte auf Organisationen, die in<br />

der Arbeiterklasse den engen Ausschnitt mit gesichertem Lohneinkommen<br />

repräsentierten, fixierte diese Schichten der Bevölkerung in den existierenden<br />

Strukturen und verstärkte die Trennung zwischen ihnen und stärker<br />

marginalisierten Gruppen der Bevölkerung. <strong>Die</strong>sem Ziel, ein System hierarchischer<br />

Trennungen und Einteilungen sowohl national wie international zu<br />

er<strong>neue</strong>rn, dienten Kontrollen der sozialen und territorialen Mobilität. Der<br />

repressive Gebrauch der Technologie einschließlich der Automatisierung<br />

und Computerisierung der Produktion gehörte in diesem Versuch zu den<br />

wichtigsten Waffen. In der Geschichte der kapitalistischen Produktion hatte<br />

die letzte fundamentale technologische Umwälzung (das heißt, die Einführung<br />

des Montagebands und des Systems der Massenproduktion) grundsätzliche<br />

Modifikationen im unmittelbaren Produktionsprozess (Taylorismus)<br />

und einen gewaltigen Schritt nach vorn in der Regulation des gesellschaftlichen<br />

Reproduktionszyklus (Fordismus) bedeutet. <strong>Die</strong> technologischen<br />

Veränderungen der 1970er Jahre, mit ihrer Ausrichtung auf automatisierte<br />

Rationalisierung, trieben nun dieses Regime an die äußerste Grenze<br />

seiner Wirksamkeit, bis zu dem Umschlagspunkt, wo tayloristische und<br />

fordistische Mechanismen die weitere Dynamik der gesellschaftlichen Produktivkräfte<br />

nicht mehr kontrollieren konnten (vgl. Coriat 1990). <strong>Die</strong> innerhalb<br />

der alten Verhältnisse ausgeübte Repression und Kontrolle konnten<br />

vielleicht die destruktiven Kräfte der Krise begrenzen und die Wut des Arbeiterangriffs<br />

dämpfen, doch waren sie letztlich selbstzerstörerisch, da sie<br />

drohten, die kapitalistische Produktion selbst zu ersticken.<br />

Gleichzeitig musste also ein zweiter Weg ins Spiel kommen, einer, der<br />

nicht mehr nur technologische Veränderungen betraf und Repression zum<br />

Ziel hatte, sondern der die veränderte Zusammensetzung des Proletariats<br />

selbst berührte und darauf setzte, dessen <strong>neue</strong> Praxisformen zu integrieren,<br />

zu beherrschen und von ihnen zu profitieren. Um das Auftauchen dieses<br />

zweiten Wegs kapitalistischer Krisenantwort, der eine Paradigmenverschiebung<br />

darstellt, zu verstehen, ist es allerdings notwendig, über die unmittelbare<br />

Logik kapitalistischer Strategie und Planung hinauszuschauen. <strong>Die</strong>

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