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Hardt_Michael_Negri_Antonio_Empire_Die_neue_Weltordnung_German

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GEMISCHTE VERFASSUNG 321<br />

obersten Stufe ein heterogenes Set von Vereinigungen (in denen mehr oder<br />

weniger die selben Mächte vertreten sind, die auch militärische oder monetäre<br />

Führungsrollen übernehmen), die kulturelle und biopolitische Macht im<br />

globalen Maßstab einsetzen.<br />

Unterhalb der obersten Stufe globalisierten Kommandos gibt es eine<br />

zweite, auf der sich die Kommando Strukturen weltweit verteilen. Hier steht<br />

weniger ihre Einheit als ihre Verknüpfung im Vordergrund. <strong>Die</strong>se Stufe<br />

übernimmt ihre Struktur im Wesentlichen von Netzwerken, in denen sich<br />

transnationale kapitalistische Unternehmen im Weltmarkt ausgedehnt haben<br />

- Netzwerke aus Kapital strömen, Technologieströmen oder Migrationsströmen.<br />

<strong>Die</strong>se Produktionsorganisationen, die Märkte bilden und beliefern,<br />

breiten sich unter dem Schutz und Schirm der Zentralmacht, der ersten Stufe<br />

der Pyramide, aus. Um die alte Vorstellung aus der Epoche der Aufklärung<br />

aufzunehmen, wonach die Sinne sich bilden, wenn eine Rose das Gesicht<br />

einer Statue streift, wären es die transnationalen Konzerne, durch die<br />

die rigide Struktur der zentralen Macht zum Leben erwacht. Tatsächlich<br />

bilden transnationale Konzerne durch die globale Verteilung von Kapital,<br />

Technologie, Waren und Menschen weitläufige Netzwerke der Kommunikation<br />

aus und organisieren die Befriedigung von Bedürfnissen. <strong>Die</strong> Einheit<br />

der weltweiten Kommando spitze wird dergestalt durch transnationale Konzerne<br />

und Marktorganismen gegliedert und verbunden. Der Weltmarkt homogenisiert<br />

Territorien, differenziert sie zugleich aus und schreibt die Geografie<br />

des Globus damit neu. Ebenfalls auf der zweiten Stufe, auf einer<br />

Ebene, die oftmals der Macht transnationaler Konzerne untergeordnet ist,<br />

befindet sich das, was man im allgemeinen als die souveränen Nationalstaaten<br />

ansieht, die nunmehr im wesentlichen lokale, territorialisierte Organisationen<br />

geworden sind. <strong>Die</strong> Nationalstaaten übernehmen verschiedene<br />

Funktionen: politische Vermittlung im Hinblick auf die globalen Hegemonialmächte,<br />

Aushandlungsprozesse mit den transnationalen Unternehmen,<br />

Verteilung von Einkommen entsprechend der biopolitischen Notwendigkeiten<br />

innerhalb ihrer eigenen begrenzten Territorien. Nationalstaaten werden<br />

zu Filtern im Fluss der globalen Zirkulation und zu Reglern an den<br />

Verbindungsstellen des globalen Kommandos. Anders gesagt: Sie bündeln<br />

und verteilen den Reichtum, der in Richtung der globalen Macht und von<br />

ihr weg fließt, und disziplinieren zugleich die Bevölkerungen nach Maßgabe<br />

des Möglichen.<br />

<strong>Die</strong> dritte und breiteste Stufe der Pyramide bilden schließlich Gruppen,<br />

die innerhalb der globalen Machtanordnung populäre Interessen repräsentie-

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