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POSIMODERNISIFRUNG: INDUSTRIALISIFRUNG DER PRODUKTION 313<br />

ten Natur Das gemeinsame Eigentum, das einmal als Grundlage für den<br />

Begriff der Öffentlichkeit galt, wird zum privaten Nutzen enteignet und<br />

niemand kann etwas dagegen tun <strong>Die</strong> Öffentlichkeit lost sich auf, wird privatisiert,<br />

sogar als Begriff. Genauer: Das Immanenzverhältnis zwischen<br />

Öffentlichem und Gemeinschaftlichem wird ersetzt durch die transzendente<br />

Macht des Privateigentums.<br />

Wir haben nicht vor, über die Zerstörung und Enteignung, die der Kapitalismus<br />

fortwahrend überall auf der Welt mit sich bringt, Tranen zu vergießen,<br />

obwohl dieser Gewalt zu widerstehen (und besonders der Enteignung<br />

des Wohlfahrtsstaats zu widerstehen) gewiss eine hochmoralische und<br />

wichtige Aufgabe ist. Wir wollen eher fragen, was heute ein brauchbarer<br />

Begriff des Kommunen, des Gemeinsamen ist, mitten in der Postmoderne,<br />

in der Informationsrevolution und in den sich daraus ableitenden Veränderungen<br />

der Produktionsweise. Uns scheint es tatsächlich, dass wir heute<br />

Teil einer radikaleren und grundsatzlicheren Gemeinschaftlichkeit sind, als<br />

sie jemals in der Geschichte des Kapitalismus zu erfahren war. Tatsache<br />

ist, dass wir an einer produktiven Welt teilhaben, die sich aus Kommunikation<br />

und gesellschaftlichen Netzwerken, aus zwischenmenschlichen <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

und gemeinsamen Sprachen zusammensetzt. Unsere ökonomische<br />

und soziale Wirklichkeit ist weniger durch materielle Gegenstande, die<br />

hergestellt und konsumiert werden, als durch gemeinsam produzierte<br />

<strong>Die</strong>nstleislungen und Beziehungen geprägt Produzieren bedeutet zunehmend,<br />

Kooperation, Kommunikation und Gemeinsamkeiten herzustellen.<br />

Der Begriff des Privateigentums selbst, verstanden als das exklusive<br />

Recht, ein Gut zu verwenden und über allen Reichtum, der sich aus seinem<br />

Besitz herleitet, zu verfügen, wird in dieser Situation zunehmend unsinnig<br />

Es gibt immer weniger Güter, die in diesem Sinne exklusiv zu besitzen oder<br />

zu verwenden wären; es ist eine Gemeinschaft, die produziert und die, wahrend<br />

sie produziert, sich reproduziert und neu definiert. <strong>Die</strong> Begründung<br />

des Privateigentums, dieses Begriffs der klassischen Moderne, löst sich so<br />

in der postmodernen Produktionsweise in gewisser Hinsicht auf.<br />

Man muss allerdings bedenken, dass diese <strong>neue</strong> gesellschaftliche Bedingung<br />

der Produktion das rechtliche und politische Regime des Privateigentums<br />

keineswegs geschwächt hat. <strong>Die</strong> begriffliche Krise des Privateigentums<br />

wird nicht zur praktischen Krise, stattdessen tendiert das Regime<br />

privater Enteignung dazu, universell zu werden. Das wäre allgemeingültig,<br />

außer für den Bereich sprachlicher Kooperation und Produktion, wo Arbeit<br />

und gemeinsames Eigentum zur Deckung tendieren. Das Privateigentum

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