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Falstaff Profi Sept/Okt 2022

PROFI steht für professionelle Fachartikel, von der Branche für die Branche. Wir geben exklusive Blicke hinter die Kulissen der erfolgreichen Geschäftsmodelle aus der Branche. Trends, Visionen und Tipps inklusive.

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profi / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

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PEER_HOLM<br />

Weins finden. Dass es nicht immer so ungewöhnlich<br />

sein muss, wenn eine Künstliche<br />

Intelligenz (KI) ihre Finger im Spiel hat, zeigt<br />

eine Studie des Dartmouth Colleges in Kooperation<br />

mit der Indiana University Bloomington<br />

und dem The Santa Fe Institute. Die<br />

fünf Forschenden kamen in ihrem wissenschaftlichen<br />

Artikel nämlich zum Schluss,<br />

dass Maschinen Bewertungen schreiben können,<br />

die kaum von jenen aus Menschenhand<br />

zu unterscheiden seien. Doch wie ist das<br />

möglich?<br />

Dahinter steckt eine KI respektive ein<br />

Deep-Learning-Ansatz, welcher durch die<br />

Verknüpfung von Bewertungstexten mit einer<br />

Reihe von Produktmerkmalen – den sogenannten<br />

Metadaten – trainiert wurde. Und<br />

das waren eine ganze Menge: Rund 125.000<br />

zwischen 1996 und 2016 online veröffentlichte<br />

Weinbewertungen des »Wine Enthusiast«,<br />

welche Informationen zur Herkunft,<br />

Rebsorte, Alkoholgehalt, Bewertung und<br />

Preis enthielten, setzte die Gruppe dem Algorithmus<br />

zum Training vor. Die KI nutzte diese<br />

Informationen anschließend und generierte<br />

ihre eigenen Beschreibungen aus den am<br />

häufigsten verwendeten Adjektiven – mit verblüffenden<br />

Ergebnissen. Denn die Testpersonen,<br />

denen die Wine Reviews vorgelegt wurden,<br />

konnten die Texte der Maschine zumindest<br />

nicht signifikant von den Sommelier-<br />

Formulierungen unterscheiden. Resümee im<br />

Artikel: »Wir zeigen also, dass Maschinen<br />

tatsächlich lernen können, Bewertungen in<br />

›menschlicher Qualität‹ zu schreiben.« Und<br />

das macht ein (Wein-)Fass an Potenzial auf.<br />

Ein Klick auf die Seite »Wine Review<br />

Generator« (phrasegenerator.com/wine)<br />

und los geht’s.<br />

»The 1991 Cabernet from<br />

Champs de Picard fuses lurid<br />

chocolate undertones with a filthy corn bouquet«<br />

– diesen Satz spuckt die Webseite als<br />

Ergebnis nach wenigen Sekunden aus. Der<br />

Cabernet verschmilzt reißerisch-schokoladige<br />

Untertöne mit einem dreckigen Mais-Bouquet?<br />

Kaum ein Sommelier würde wohl solche<br />

plumpen Worte für die Bewertung eines<br />

Beeindruckende KI<br />

Für den Präsidenten der<br />

Sommelier Union Deutschland<br />

war es nur eine Frage der Zeit,<br />

bis KI Bewertungen schreibt.<br />

»In unserer Branche geht<br />

es um das Storytelling und<br />

um Geschmacksnuancen –<br />

da braucht es Fachleute,<br />

um richtige Einschätzungen<br />

zu treffen.«<br />

PEER F. HOLM<br />

Präsident der Sommelier Union Deutschland<br />

BEWERTUNG, ABER (NOCH)<br />

KEIN TASTING<br />

Sind die Daten einmal erfasst, so schreibt<br />

sich ohne Zweifel die Bewertung durch KI<br />

schneller als eine durch den Menschen.<br />

Apropos Daten: Bei ihnen sieht Annemarie<br />

Foidl, Präsidentin der Sommelierunion<br />

Austria, eine nicht unbedeutende Schwäche.<br />

»Man kann natürlich von Menschen gemachte<br />

Kommentare sammeln und diese<br />

dann miteinander in Kontext bringen. Unberücksichtigt<br />

bleibt jedoch, wer, wie, wo und<br />

unter welcher Fragestellung die Bewertung<br />

abgegeben wurde«, stellt sie in den Raum.<br />

Unbeachtet bliebe zudem die Philosophie<br />

des/der Produzierenden oder die Eigenheiten<br />

der Machart. Und weiter: »Eine KI kann nie<br />

die Seele eines Produktes erkennen, das kann<br />

nur der Mensch.«<br />

><br />

Foto: Abel Valdenebro<br />

20 falstaff profi okt–nov <strong>2022</strong>

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