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Falstaff Profi Sept/Okt 2022

PROFI steht für professionelle Fachartikel, von der Branche für die Branche. Wir geben exklusive Blicke hinter die Kulissen der erfolgreichen Geschäftsmodelle aus der Branche. Trends, Visionen und Tipps inklusive.

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profi / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

><br />

Weniger hart geht Peer F. Holm, Präsident<br />

der Sommelier Union Deutschland, mit<br />

der Maschine ins Gericht: »Es ist schon beeindruckend,<br />

was KI heute bereits leisten<br />

kann. Jetzt kommen eben Weinbewertungen<br />

hinzu – es war aus meiner Sicht nur eine Frage<br />

der Zeit, bis sich jemand mit diesem Thema<br />

beschäftigt und so etwas entwickelt.«<br />

Aber auch ihm würden aktuell drei wesentliche<br />

Komponenten fehlen, um das Ganze<br />

wirklich abrunden zu können: Emotionalität,<br />

Analytik und die tatsächliche Sensorik des<br />

Weins im Glas. »Wenn der Wein nicht verkostet<br />

wird, können beispielsweise auch keine<br />

Weinfehler entdeckt werden«, begründet<br />

Holm. Nicht zuletzt liegen auch keine Daten<br />

von bislang nicht verkosteten Weinen respektive<br />

Jahrgängen vor. Was auch Dirk Würtz<br />

vom VDP.Weingut St. Antony hervorhebt:<br />

»KI kann nur so gut sein, wie die Daten,<br />

durch die sie gespeist wird. Und für die Entwicklung<br />

dieser Daten braucht es gerade im<br />

Weinbereich immer Menschen.«<br />

Wobei er hierbei wohl nicht mit den Forschenden<br />

am Weincampus Neustadt gerechnet<br />

hat. Postdoktorand Thi Nguyen arbeitet<br />

in einer Forschungsgruppe am »Projekt zur<br />

Entwicklung Künstlicher Intelligenz für die<br />

Oenologie und Technologie im Weinbau« –<br />

kurz »PINOT«. Ziel: Die Schaffung eines<br />

KI-gestützten Sensorsystems, welches in der<br />

Lage ist, das Weinaroma selbstständig zu<br />

erfassen und zu beschreiben. Auch hier wird<br />

die Maschine mit Datenströmen gefüttert,<br />

die KI lernt nach und nach, wie sie miteinander<br />

verbunden sind. »Im Laufe der Zeit sollte<br />

der Computer mit einer ausreichend großen<br />

Datenbank in der Lage sein, die chemischen<br />

und menschlichen Komponenten zu überspringen<br />

und Sensor-Signale direkt in<br />

Beschreibungen des Weinaromas zu übersetzen«,<br />

sagt Nguyen zu den Plänen. Sprich:<br />

Die sensorische Bewertung übernimmt<br />

selbstständig die Maschine. Aktuell sei<br />

man dabei, die Datenbank aufzubauen,<br />

um die KI zu trainieren.<br />

ZUKUNFTSVISION EFFIZIENZ<br />

Robert Parker, James Suckling, Stephen Tanzer<br />

oder Jancis Robinson: Die ganz Großen,<br />

die Weinbewertungen schreiben, haben alle<br />

einen gewissen Stil. Und genau diese Komponente<br />

ist es, die sich nicht schnell auflösen<br />

und durch eine KI ersetzen lässt – davon ist<br />

Sebastian Russold, der sich unter anderem<br />

»Bester Sommelier Deutschlands 2021«<br />

»Ein Sommelier/eine Sommelière<br />

ist nie überflüssig.<br />

Er/sie öffnet die Weine nicht<br />

nur, nein, die Beratung ist<br />

enorm wichtig.«<br />

ANNEMARIE FOIDL<br />

Präsidentin Sommelierunion Austria<br />

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Schwäche: Seele des Weins<br />

Diese kann die KI nämlich nicht<br />

erkennen, meint die Präsidentin<br />

der Sommelierunion Austria.<br />

nennen darf und als Sommelier im »Kölner<br />

Weinkeller« beschäftigt ist, überzeugt. »Da<br />

stehen gewisse Personen dahinter, sie bürgen<br />

für die Qualität. Das wird mit einer KI<br />

schwierig zu ersetzen sein«, argumentiert er.<br />

Möglich sei es dennoch, wenn man die Daten<br />

immer wieder neu hinzufüge, aber in diesem<br />

kleinen Segment eher nicht rentabel. Ganz<br />

anders sieht es im Großhandel, Stichwort<br />

Massenbewertungen, beziehungsweise auch<br />

bei einzelnen, kleineren Betrieben aus,<br />

><br />

Foto: Mathis Wienand<br />

22 falstaff profi okt–nov <strong>2022</strong>

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