Jahresbericht 2005 - StUA Herten
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Die perfekte Welle<br />
Wasser<br />
78<br />
Die perfekte Welle<br />
Torsten Lambeck<br />
Für die Bestimmung des Abfl usses wird im<br />
Grundlagendienst des Landes bis heute in<br />
der Regel auf das Verfahren der indirekten<br />
Abfl ussermittlung zurückgegriffen. Die<br />
von den Landespegeln kontinuierlich aufgezeichneten<br />
Wasserstände werden dabei<br />
anhand von Abfl ussmessungen bei verschiedenen<br />
Wasserständen in kontinuierliche<br />
Abfl üsse umgesetzt. Eine große Unbekannte<br />
ist die Verlässlichkeit der mit diesem Verfahren<br />
erzielten Ergebnisse.<br />
So lassen sich die bei der Abfl ussmessung<br />
verwendeten Geräte zwar noch sehr exakt<br />
im Labor kalibrieren, aber schon die Genauigkeit<br />
des Ergebnisses im Gelände kann nur<br />
noch über die Abweichung mehrerer Messungen<br />
voneinander angegeben werden<br />
- Messungen einer Größe, die beständig<br />
schwankt. Denn wie schon der antike Philosoph<br />
Heraklit treffend feststellte: man steigt<br />
unmöglich zweimal in denselben Fluss.<br />
Sehr hilfreich wäre es ja, auf eine Vergleichsgröße<br />
zurückgreifen zu können, so<br />
wie in der chemischen Analytik eine Blindprobe<br />
bekannter Konzentration angesetzt<br />
wird. Aber wer hat schon einen Messbecher,<br />
mit dem man die Lippe voll laufen<br />
lassen könnte? Die Staatlichen Umweltämter<br />
(StUÄ) jedenfalls nicht. Die Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung aber sehr wohl, wie<br />
sich herausstellte. Denn als diese mit ihrer<br />
Baustelle an der Überfahrt bei Olfen Schiffbruch<br />
erlitt, war das der Hydrometrie ein<br />
willkommenes Strandgut.<br />
Die ausgelaufene Wassermenge lässt sich<br />
nämlich relativ genau aus den Abmessungen<br />
des leckgeschlagenen Kanalabschnittes<br />
ermitteln. Sie wird in der Berichterstattung<br />
über das Schadensereignis teils mit 1,3 Millionen,<br />
teils mit 1,5 Millionen m³ angegeben.<br />
Nur 12 Kilometer unterhalb der Unglücksstelle<br />
wird der Abfl uss der Lippe am Pegel<br />
Leven erfasst, zwei weitere Pegel des Landes<br />
befi nden sich bei Haltern und Schermbeck.<br />
Sofern diese Anlagen den Volumenstrom im<br />
Gewässer zutreffend wiedergeben und keine<br />
größeren Anteile der Welle zurückgehalten<br />
wurden, müsste sich an jedem der drei<br />
Pegel ein Anstieg der Wasserführung um den<br />
entsprechenden Betrag nachweisen lassen.<br />
Als besonders begünstigender Umstand für<br />
eine solche Betrachtung erwies sich der sehr<br />
niedrige und konstante natürliche Abfl uss<br />
der Lippe im fraglichen Zeitraum. Nachdem<br />
im Lippegebiet schon fast zwei Wochen lang<br />
kein nennenswerter Niederschlag gefallen<br />
war, war die Abfl ussspende der betrachteten<br />
Einzugsgebiete mit 3,1 bis 3,7 Liter je<br />
Sekunde und Quadratkilometer bis in den<br />
Bereich des typischen Jahresminimums<br />
gesunken. Auch im Verlauf des durch den<br />
Kanalbruch künstlich induzierten Hochwassers<br />
blieb es vollständig niederschlagsfrei.<br />
Einerseits fi el der Anstieg des Abfl usses<br />
dadurch im Verhältnis hoch aus und konnte<br />
entsprechend genau bestimmt werden, andererseits<br />
ließ sich der Verlauf der Hochwasserwelle<br />
so überhaupt erst mit der erforderlichen<br />
Genauigkeit eingrenzen.<br />
Dem Niederschlagsgeschehen zufolge<br />
stammte die Wasserführung der Lippe zum