altijsckb - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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94 Pommersche Schatzfunde.<br />
byzantinisch. Lei<strong>der</strong> ist mir we<strong>der</strong> die altarabische noch die byzantinische<br />
Silberschmiedetechnik genügend bekannt, um mich für das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
zu entscheiden.<br />
Eine Ausnahme ist aber jedenfalls für die in unseren Hacksilberfunden<br />
so häufig vorkommenden Schläfenringe von Silber zu machen, jene<br />
eigenthümlichen offenen Ringe, die an einer Seite stumpf enden, während<br />
das an<strong>der</strong>e Ende in eine flachgehämmerte 8-förmige Schleife übergeht.<br />
Von diesem Schmuckstücke hat schon längst Sophus Müller nachgewiesen,<br />
daß es ein nationalwendisches Schmuckstück sei und nur auf ehemals<br />
wendischem Gebiete vorkomme. Diese theils massiv, theils hohl in Silber<br />
und Bronze hergestellten Ringe sind gleichfalls nicht nordisch, aber ebensowenig<br />
arabisch und werden wohl im Lande von o<strong>der</strong> für die Wenden<br />
angefertigt worden sein.<br />
Stellen wir nun die Frage, wo ist dieses Hacksilber angefertigt<br />
worden, so glaube ich, erklären sich die vielen zum Theil wi<strong>der</strong>sprechenden<br />
Einzelheiten am besten, wenn man an die aus Skandinavien stammenden<br />
Waräger denkt, die aus ihrer Heimath sehr wohl Technik und Ornamente<br />
in die Wendenlande mitgebracht haben könnten; dort, beson<strong>der</strong>s im östlichen<br />
Rußland an <strong>der</strong> Wolga, fanden sie orientalische Muster und orientalisches<br />
Silber vor, so daß vielleicht dort diese merkwürdige Mischkultur entstanden<br />
sein könnte. Für eine <strong>der</strong>artige Möglichkeit spricht die Häufigkeit <strong>der</strong><br />
Funde in Rußland und auch <strong>der</strong> Umstand, daß, wie schon Virchow<br />
betonte, die Hacksilberfunde von <strong>der</strong> Wolga aus sich fächerförmig ausbreiten.<br />
Friedet hat auch darauf aufmerksam gemacht, daß Asiaten, beson<strong>der</strong>s<br />
Chinesen noch bis in die neuere Zeit den Export von Barrensilber nach<br />
Rußland betrieben haben, das könnte in <strong>der</strong> That ein Ueberbleibsel des<br />
alten Silberhandels von Osten sein.')<br />
Die Frage nach <strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Hacksilberfunde wird also, wenn<br />
nicht alles trügt, für Rußland entschieden werden müssen. Eines aber glaube<br />
ich, können wir heute schon, wir können den Namen „arabische" Hacksilberfunde<br />
aufgeben, Hacksilberfunde genügt auch, umsomehr, als für ihre arabische<br />
Provenienz auch nicht <strong>der</strong> Schatten eines Beweises bis heute erbracht ist.<br />
Was die Zeit betrifft, in <strong>der</strong> sich dieser Handel mit Hacksilber bei<br />
uns abgespielt hat, so geben hierüber die Münzen genügende Auskunft.<br />
Wir sehen aus ihnen, daß er in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 9. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
allmählich beginnt, im 10. bei weitem seinen Höhepunkt erreichte, um in<br />
<strong>der</strong> Mitte des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts allmählich zu verschwinden.<br />
') Friedet a. o. O., S. 6.