altijsckb - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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20 Zur Erinnerung an Heinrich Kruse.<br />
Im zweiten Aufzug machen wir rasch nacheinan<strong>der</strong> die Bekanntschaft<br />
von Anna Herzogin <strong>der</strong> Bretagne und Warbeck, welche die alte Herzogin<br />
von Burgund Margarethe, Wittwe Karls des Kühnen, am Hofe zn Arras<br />
besuchen. Letztere hat sich fest vorgenommen, den erwarteten Prätendenten<br />
scharf zu prüfen, doch gleich beim ersten Anblick muß sie gestehen:<br />
Du bist es, theurer Richard! Ja, Du bist es!<br />
Die Stimme meines Herzens spricht für Dich.<br />
Als ich zum letzten Male bei Dir war,<br />
Du warst ein Knabe von acht Jahren kaum,<br />
Nahm ich Dich auf den Schooß und sah auf Dich<br />
Mit Liebe und mit unbeschreiblicher<br />
Sehnsucht herab. Mir war ein Sohn versagt.<br />
Ein solcher Knabe schien das Höchste mir<br />
Von Erdenglück zu sein. Ich prägte mir<br />
Die schönen Züge unauslöschlich ein.<br />
Ich habe heut sie wie<strong>der</strong>um gefunden.<br />
Mit ihren reichen Mitteln unterstützt sie den nach Edinburg abreisenden<br />
Prinzen und spricht, als ihr Haushofmeister mit Bedauern den<br />
langsam angesammelten Schatz Burguuds nun in einem Augcublick fortgehen<br />
sieht, die schönen Worte:<br />
Sag', was ist Gold? Nur Reisegeld auf Erden.<br />
Seltsam, daß, wenn man schon dem Ziel <strong>der</strong> Reise<br />
Ganz nahe kommt, so Manche sich bemüh'n<br />
Noch mehr zu füllen ihren vollen Beutel.<br />
Mitnehmen kann ich meinen Schatz ja nicht,<br />
Doch gut ihn zu gebrauchen steht mir frei.<br />
Und könnt' ich besser ihn verwenden, sag',<br />
Als für mein Pathenkind, für meinen Richard?<br />
Ich that an ihm jetzt meine Schuldigkeit.<br />
Und wenn ich that, was steht in meiner Macht,<br />
So überlaß ich Gott das Uebrige.<br />
Solcher Gestalt hat <strong>der</strong> Dichter uns sofort für Warbeck eingenommen,<br />
den auch König Jakob von Schottland unbedenklich als Sohn<br />
von König Eduard dem Vierten anerkennt nnd mit <strong>der</strong> Hand seiner<br />
holden Nichte, Lady Käthe Gordon, beglückt.<br />
Dem Tanz und Spiel im Edinburger Schlosse folgt zu Beginn des<br />
dritten Aktes im englischen wie schottischen Lager Vorbereitung zur Schlacht.<br />
König Heinrich siegt und darf stolz bekennen:<br />
Ich stehe auf <strong>der</strong> Höhe meines Lebens.<br />
Mein Himmel ist ganz hell und wolkenlos,