altijsckb - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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152 Martin Mickeldey, ein pommerscher Urkundenfälscher<br />
Um so interessanter ist es daher, daß uns zwei Urkunden überliefert sind,<br />
die uns von einem pommerschen Urkundenfälscher des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
berichten, <strong>der</strong> uns im Folgenden etwas näher beschäftigen soll.^)<br />
Ueber Martin Mickeldeys Leben erfahren wir lei<strong>der</strong> sehr wenig.. Wir<br />
wissen bloß, daß er Kanzler des Herzogs Bogislaw VIII. (f 1418) gewesen<br />
war. In den allerdings nur in geringer Anzahl überlieferten Urkunden<br />
des genannten Herzogs ist mir Uartiuug Niekslä^ß, un86 IcsntöeleiaNein<br />
in <strong>der</strong> vom I. Nov. 1409^) vorgekommen. Die in seiner amtlichen<br />
Stellung gemachten Erfahrungen gaben ihm Gelegenheit, seine Kenntnisse<br />
auf dem Gebiete des Urkundenwesens zur Fälschung von Urkunden auf<br />
Bestellung und gegen gute Bezahlung zu verwerthen. Sehr bald jedoch<br />
kamen seine Bergehen an den Tag, und Martin Mickeldey wurde zur Verantwortung<br />
gezogen. Am 14. September 1438, vormittags 9 Uhr, fand<br />
in Camin in <strong>der</strong> Kurie des Domherrn Jakob Platen in Gegenwart des<br />
Bischofs Siegfried von Camin, des jungen Herzogs Bogislaw IX., <strong>der</strong><br />
Notare Hermann von Heyde und Matthias Schnei<strong>der</strong>, des Stettiner Dompropstes<br />
Valentin von Elsholtz, des Caminer Scholasters Detlef Suhm<br />
u. a. die Gerichtsverhandlung gegen ihn statt, <strong>der</strong>en Protokoll uns über die<br />
einzelnen Fälschungen genauere Auskunft giebt.^)<br />
Anfangs gab Mickeldey auf Befragen eine ausweichende Antwort.<br />
Als dann aber <strong>der</strong> Bischof auf Bitten des Herzogs und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Zeugen<br />
das Richteramt übernommen hatte, begann ein eingehendes Verhör.<br />
Zuerst wurde er nach einer Urkunde befragt, die er dem Kartz<br />
Kameke in Pollnow verkauft hatte, <strong>der</strong>en Aussteller Herzog Aogislaw VIII.<br />
sein sollte, über <strong>der</strong>en Inhalt wir jedoch nichts Näheres erfahren. Anfangs<br />
verlegte sich Mickeldey auf Ausflüchte und behauptete, die Urkunde, die bei<br />
<strong>der</strong> Gerichtsverhandlung vorgelegt wurde, auf Befehl seines Herrn geschrieben<br />
zu haben. Diese Behauptung wurde jedoch sofort von den Anwesenden<br />
wi<strong>der</strong>legt, da er den glücklicherweise den Fälschern so häufig untergelaufenen<br />
Fehler begangen hatte, unter den Zeugen einen bereits Verstorbenen<br />
zu nennen, den Ritter Lorenz Kuske, <strong>der</strong> zur Zeit <strong>der</strong> angeblichen<br />
Ausstellung jener Urkunde bereits drei Jahre todt war/) Außerdem ergab<br />
') Kratz, Die Städte <strong>der</strong> Provinz Pommern S. 419 Anm. 4 erwähnt ihn<br />
und stellt nähere Nachrichten über ihn in Aussicht, doch hat sein vor Vollendung des<br />
Werkes erfolgter Tod ihn jedenfalls an <strong>der</strong> Ausführung dieser Absicht gehin<strong>der</strong>t.<br />
2) Dipl. eiv. Ztai^ai'ä (Staatsarchiv zu Stettin: Mscr. I 36) Nr. 3^.<br />
Schöttgen u. Kreysig, Dipl. bist. Nerm. III, S. 80 Nr. 124 drucken:<br />
, Siehe Anlage I.<br />
") Ein Ritter Lorenz Kuske fand bei <strong>der</strong> Erstürmung des Schlosses Alt-<br />
Schlawe durch die Schlawer Bürger (1403) seinen Tod. Vgl. Jahresbericht über<br />
das städt. Progymn. zu Schlawe 1876/77, S. 16 Nr. 39, 40. Ein an<strong>der</strong>er Lorenz<br />
Kuske wird 1411 erwähnt. Vgl. a. a. O., S. 19 Nr. 43.