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altijsckb - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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Zur Erinnerung an Heinrich Kruse. 9<br />

sich erkühnte! Darauf antwortet <strong>der</strong> Gemaßrcgelte in <strong>der</strong> zweiten Auflage<br />

ganz vortrefflich: „Trotz des eifrigsten Suchens ist es meinen Wi<strong>der</strong>sachern<br />

nicht gelungen, in diesem Werke einen einzigen Vers aufzufinden, den ich<br />

Shakespeare entlehnt hätte, irgend eine Scene, die ich ihm nachgebildet,<br />

irgend einen Charakter, dessen Vorbild im Julius Cäsar zu entdecken wäre.<br />

— Ajax konnte nicht hoffen, Hektor zu überwinden; aber als er aus dem<br />

Zweikampf mit dem berühmten Helden <strong>der</strong> Troer ohne Unfall entkommen<br />

war, wurde er von feinen Landsleuten hoch geehrt. Mir wurde für ein<br />

Werk, woran ich Jahre lang mit Liebe und Begeisterung gearbeitet, kaum<br />

ein an<strong>der</strong>er Lohn zu Theil, als daß mir Leute, die sich für sehr klug<br />

halten, ihre Geringschätzung recht geflissentlich an den Tag legten. Nun,<br />

ich schreibe ja auch nicht um Lohn. N886 potiu^ Huain ka<strong>der</strong>i!" Aus<br />

diesen Worten klingt ein Stolz, <strong>der</strong> nur zu sehr Berechtigung hat. Ja,<br />

Heinrich Kruse durfte mit Esaias Teglwr (Hymnus an die Morgensonne)<br />

beten:<br />

Gieb mir Kraft und Muth,<br />

Zu verachten recht<br />

Thorenübermuth<br />

Und ein klug Geschlecht,<br />

Das verschmähet, was die Skalden malen,<br />

Wär' es auch getaucht in Deine Strahlen! —<br />

Seltsamerweise ist gegen Kruse bei „Marino Faliero" nicht <strong>der</strong><br />

Vorwurf erhoben, sich an dem Geist und Eigenthum eiues britischen Barden<br />

vergriffen zu haben, obgleich Byron denselben Stoff behandelte. Auch die<br />

französische Literatur besaß schon durch Casimir Delavigne ein Trauerspiel<br />

obigen Namens; und Albert Lindner, sowie Murad Effendi haben sich mit<br />

dem gleichen Sujet befaßt. „Marino Faliero" ist eine Frucht von Kruse's<br />

Aufenthalt in <strong>der</strong> Lagunenstadt Venedig. Dort im Dogenpalast, im Saale<br />

des großen Rathes, wo die Dogenbil<strong>der</strong> hängen, zieht eine durch einen<br />

schwarzen Schleier verhüllte Lücke jedes Fremden Blicke auf sich. Auf dem<br />

leeren Raume steht die Inschrift: Iiio 68t Ioc;u8 Narini I^iisi-i äsoapitati<br />

pro oi-iiuiuidu8. Im inneren Schloßhofe selbst, auf <strong>der</strong> Riesentreppe,<br />

zeigt man noch die Stätte, wo einst <strong>der</strong> berühmte Doge und siegreiche<br />

Admiral seine Würde empfing und „wo entfürstet er dann sterben mußte".<br />

Wie <strong>der</strong> Dichter es überhaupt meisterhaft versteht, uns Zeit und Schauplatz<br />

nahe zu bringen, so kommt natürlich auch hier das herrliche Venedig mit<br />

seinem kürzlich eingestürzten Campanile zu seinem Rechte. Marino Faliero<br />

nimmt davon Abschied, indem er die Augen bis in die Ferne schweifen läßt:<br />

Da steigt die Sonne aus dem Meer empor,<br />

Die mir zum letzten Male leuchten soll,

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