KLIBB - Herausforderung Klimawandel
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120 <strong>Herausforderung</strong> <strong>Klimawandel</strong> Baden-Württemberg<br />
6.1.2 Auswirkungen auf Bodenorganismen<br />
Wesentliche Prozesse in Böden erfolgen nicht abiotisch, sondern werden von Bodenorganismen<br />
durchgeführt. Dazu gehören vor allem<br />
• Der Abbau der anfallenden toten organischen Substanz; der größte Teil wird dabei in der<br />
Regel mineralisiert, so dass er als Nährstoffe wieder der Vegetation zur Verfügung stehen<br />
kann. Ein kleinerer Teil wird in Humus umgewandelt.<br />
• Der Aufbau des Bodengefüges; im günstigen Fall, dem Vorkommen vieler Regenwürmer,<br />
entsteht ein krümeliges Gefüge im Oberboden und es werden im Unterboden tief reichende<br />
stabile Röhren gebildet. Außerdem findet eine kleinräumige Vermischung von organischer<br />
und mineralischer Substanz statt und die Möglichkeit der Bildung von Ton-Humus-Komplexen<br />
besteht. Im ungünstigen Fall, beispielsweise in sauren Waldböden mit wenigen oder<br />
keinen Regenwürmern, werden nur das Gefüge der Streuauflage und höchstens die obersten<br />
Zentimeter des Mineralbodens positiv verändert. Zwar gibt es auch diverse abiotische Prozesse,<br />
die das Bodengefüge beeinflussen, aber das besonders günstige krümelige Gefüge und<br />
tiefreichende stabile Röhren können nur von Organismen hergestellt werden.<br />
6.1.2.1 Bodenorganismen<br />
Die Individuenzahlen von Bodenorganismen sind unglaublich hoch. An einen (synthetischen)<br />
mittleren Standort sind Mikroflora und -fauna mit Individuenzahlen im Bereich von 107 bis 1014<br />
je m² vertreten (Tab. 14). Die Mikroflora weist auch meist die größten Biomassen auf, während<br />
die Biomasse der Bodenfauna meist geringer ist. Im Mittel haben unter den Bodentieren Regenwürmer<br />
die mit Abstand größte Biomasse, die in Baden-Württemberg größer als die sämtlicher<br />
Nutztiere auf der Fläche ist (EHRMANN 2008).<br />
Eine funktionierende Bodenorganismengemeinschaft ist aus vielen verschiedenen Organismen<br />
zusammengesetzt. Die meisten Stoffe werden durch Mikroorganismen umgesetzt, aber diese<br />
kleinen Organismen können weder Streu einmischen noch Hohlräume formen. Letzteres erledigen<br />
wiederum die Regenwürmer, aber ohne Mikroorganismen hätten sie kaum Nahrung. Die<br />
Mesofauna (siehe Tab. 14) hat große Bedeutung für die Verbreitung von Mikroorganismen. An<br />
für Regenwürmer ungünstigen Standorten haben Enchyträen und die Mesofauna größeren Einfluss<br />
auf die Struktur der Streuauflage und des obersten Mineralbodens.<br />
Im Vergleich zu oberirdischen Lebewesen ist der Kenntnisstand über Bodenorganismen viel<br />
geringer. Eine Ursache hierfür ist, dass die Organismen aufgrund ihres Lebensraumes und ihrer<br />
geringen Größe kaum direkt beobachtbar sind. So gibt es keine Verbreitungskarten und schon<br />
gar keine Karten, aus denen die Arealänderungen in den letzten Dekaden hervorgehen könnten.<br />
Bei oberirdischen Tieren wie Vögel oder Schmetterlingen sind diese bekannt (THOMAS &<br />
LENNON 1999, PARMESAN et al. 1999) und es wird bereits das zukünftige Areal unter Bedingungen<br />
des <strong>Klimawandel</strong>s modelliert (SCHÄFFER 2008).