KLIBB - Herausforderung Klimawandel
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144 <strong>Herausforderung</strong> <strong>Klimawandel</strong> Baden-Württemberg<br />
<strong>Klimawandel</strong>s dar, auch deshalb, weil solche Extremereignisse mit Modellen nicht zeitlich und<br />
räumlich konkret vorherzusagen sind. Für den Naturschutz ist dies sicher differenziert zu sehen,<br />
so wirken sich beispielsweise Stürme nicht oder nur unwesentlich auf die Standortbedingungen<br />
von Offenland-Gebieten aus.<br />
Während zur Zeit Prognosen über die Wirkung des <strong>Klimawandel</strong>s auf die Biodiversität eher von<br />
einem allgemeinen Artenrückgang ausgehen, soll die allgemeine Klimaerwärmung langfristig zu<br />
einer Zunahme der Bandbreite von ökologischen Nischen führen und damit potentiell die Artendiversität<br />
erhöhen (EULENSTEIN & GLEMNITZ 2008). Auch ein saisonal verändertes Niederschlagsregime<br />
würde hieran prinzipiell nichts ändern, wie beispielsweise die aktuell im Mittelmeerraum<br />
herrschenden von Sommertrockenheit geprägten Verhältnisse zeigen könnten.<br />
Wenn auch der <strong>Klimawandel</strong> derzeit stark im Vordergrund der Betrachtungen über die Gefährdung<br />
der Biodiversität im Allgemeinen und von Schutzgebieten im Besonderen steht, so darf<br />
nicht vernachlässigt werden, dass gegenwärtig insbesondere durch Landnutzungswandel und Verschmutzung<br />
(VOHLAND 2007) große Belastungen auf Ökosysteme einwirken. Unter dem<br />
Aspekt „Landnutzungswandel“ können Entwicklungen wie die zunehmende Intensivierung der<br />
Landwirtschaft mit steigenden Pestizid- und Nährstoffeinträgen, der Gründlandumbruch zu<br />
Maisäckern, aber auch die weiter nachlassende Nutzung von Grenzertragsstandorten subsumiert<br />
werden. Weitere Gefährdungen gehen von der bis dato weitgehend ungebremsten Bodenversiegelung<br />
aus. Offenland-Naturschutzgebiete wie die meisten unserer grundwasserfernen Untersuchungsgebiete<br />
sind hierbei weniger von direkten Intensivierungsmaßnahmen wie Grünlandumbruch<br />
bedroht (siehe OSTERBURG et al. 2009), jedoch durch diffuse Stoffeinträge vor allem<br />
aus der Landwirtschaft und die mit einer Nutzungsaufgabe einhergehende Sukzessionsprozesse.<br />
Vulnerable Strukturen und Systeme<br />
Es gilt als gesichert, dass der größte Teil unserer aktuell vorkommenden Arteninventare als relativ<br />
eng eingenischt, infrequent in seinem Vorkommen sowie wenig mobil und anpassungsfähig angesehen<br />
werden kann (EULENSTEIN & GLEMNITZ 2008). Veränderungen der Standortbedingungen<br />
müssten daher in diesen Fällen zwangsläufig zumindest zeitweise zu einem Rückgang<br />
der Artenzahlen führen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die geringe Durchlässigkeit<br />
unserer Landschaften für Arten und die meist hochgradige Verinselung schutzwürdiger Offenlandbiotope<br />
inmitten intensiv genutzter, eutrophierter, be-/entwässerter, verschmutzter, versiegelter<br />
oder anderweitig anthropogen überprägter Flächen. Die zuvor angesprochene langfristige<br />
Zunahme der Artendiversität wäre aus naturschutzfachlicher Sicht nur in wenigen bestimmten<br />
Biotoptypen ein Gewinn, da sie - zumindest kurzfristig - überwiegend auf einer Ausbreitung<br />
ökologisch eher flexibler, meist wärmetoleranter oder thermophiler Arten beruhen<br />
dürfte. Magerrasen trockener Standorte könnten unter diesen Biotoptypen sein, weil sich durch<br />
die Klimaerwärmung ganz allgemein günstigere Bedingungen für xerotolerante und thermophile<br />
Arten einstellen. Andererseits werden Arten als besonders empfindlich gegenüber Klimaveränderungen<br />
eingestuft (GEBHARDT 2000), die beispielsweise weiteren Stressfaktoren ausgesetzt<br />
sind, am Rand oder jenseits ihres ökologischen Optimums leben, überwiegend oder ausschließlich<br />
in geografisch sehr begrenzten Habitaten wie Bergkuppen, Felsköpfen oder Naturlandschaftsrelikten<br />
in der Kulturlandschaft auftreten oder kleinflächige, räumlich begrenzte Populationen<br />
einjähriger Arten bilden. Diese Faktoren treffen beispielsweise für eine ganze Reihe von<br />
Trockenrasenarten zu (siehe Kap. 6.3.1).