KLIBB - Herausforderung Klimawandel
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Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s auf Biotope Baden-Württembergs 139<br />
und Taubergießen). In drei weiteren (Schönbuch, Lichtel und Birkenweiher) sind Beeinträchtigungen<br />
zur Zeit nicht gravierend oder auf Teilflächen beschränkt. Die übrigen Gebiete sind<br />
unserer Meinung im Hinblick auf das Erhalten des Schutzstatus beeinträchtigt, am stärksten ist<br />
das NSG Triebhalde durch großflächige Gehölzsukzession beeinträchtigt. Als Ursachen für die<br />
Beeinträchtigung kommen infrage:<br />
• Die prinzipielle Schwierigkeit, eine durch landwirtschaftliche Nutzung entstandene Kulturlandschaft<br />
durch Pflege zu erhalten.<br />
• Eine zu späte Pflege; gepflegt wird oft erst, wenn Bäume und Sträucher sich bereits etabliert<br />
haben. Dann werden zwar die oberirdischen Teile entfernt, aber die Pflanzen treiben so stark<br />
aus dem Wurzelstock wieder nach, dass eigentlich schon im Folgejahr ein erneuter Eingriff<br />
notwendig wäre. Bei den Bracheversuchen in Baden-Württemberg (LUBW 2009) erwies sich<br />
diese Art der Pflege („Gelenkte Sukzession“) als ineffektiv und zu aufwändig, daher wurde<br />
entweder ganz auf Eingriffe verzichtet oder die Parzellen wurden zweimal jährlich gemulcht.<br />
• Eine zu geringe Intensität der Pflege; oft bleiben Einzelbäume oder Baumgruppen stehen.<br />
Dies mag zwar optisch ansprechen, sorgt aber auch für reichlich Samenflug auf die angrenzenden<br />
Flächen.<br />
• Problematisch ist auch die zunehmende Eutrophierung, zum einen werden wegen fehlender<br />
Nutzung kaum noch Nährstoffe von der Fläche entfernt und zum anderen werden durch<br />
Verwitterung, Lufteinträge, Laubverwehung und über tiefwurzelnde Pflanzen die Standorte<br />
zunehmend mit Nährstoffen angereichert. So können seltene, an nährstoffarme Bedingungen<br />
angepasste Arten von höherwüchsigen Nitrophyten oder Gehölzen verdrängt werden.<br />
• Eine unzureichende Kontrolle der Flächen. Wir fanden beispielsweise entgegen der Schutzgebietsbeschreibung<br />
einen funktionierenden Entwässerungsgraben der den Wasserstand<br />
unnötig absenkt (Lichtel) oder Buchenanpflanzungen direkt neben Exemplaren von Frauenschuh<br />
(Cypripedium calceolus, Haigergrund).<br />
Daher sollte der Mittelansatz für Nutzung und Pflege der Gebiete erhöht werden. Vermutlich<br />
wird die Offenhaltung in Zukunft sowieso schwieriger, weil die Ansiedlung von Bäumen und<br />
Sträuchern an manchen Standorten bisher nach der Aufgabe der Nutzung langsam verlaufen ist.<br />
Die Erfahrungen aus den Bracheversuchen in Baden- Württemberg (LUBW 2009) zeigen aber,<br />
dass nach einer Etablierung von Bäumen und Sträuchern der Aufwand für ihre Entfernung sukzessive<br />
ansteigt. Baden-Württemberg hat viele interessante, wertvolle und schöne Naturschutzgebiete.<br />
Unserer Meinung nach sind höhere Aufwendungen für ihre Erhaltung gerechtfertigt.<br />
6.2.2 Wird der <strong>Klimawandel</strong> die Sukzession verhindern?<br />
In neun der zwölf untersuchten Naturschutzgebiete ist unter dem derzeitigen Klimaregime die<br />
Wiederbewaldung eine potentielle Gefahr für den Schutzzweck. Unter den restlichen drei<br />
Schutzgebieten sind zwei bereits heute Wälder. Nur die Kuppe des Feldbergs könnte zumindest<br />
teilweise waldfrei bleiben (siehe hierzu BOGENRIEDER & WILMANNS 1991). Unter einem<br />
veränderten Klimaregime sind eine ausgeprägtere Sommertrockenheit und etwas höhere Temperaturen<br />
zu erwarten, beides ungünstige Tendenzen für Wälder. Trotzdem wird der derzeit prognostizierte<br />
<strong>Klimawandel</strong> die Sukzession in Richtung Wald nicht verhindern können, wie ein Blick<br />
nach Südeuropa zeigt. So kommt auch auf flachgründigen Böden in Südfrankreich noch vitaler<br />
Wald vor. Im Rhônetal um Lyon findet sich noch Hochwald, weiter südlich - ab Valence - herr-