KLIBB - Herausforderung Klimawandel
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Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s auf Biotope Baden-Württembergs 149<br />
verbrauch eines Trockenrasens von 2,6 mm/d (PISEK & CARTELLIERI 1932 in<br />
STMLU/ANL 1994) der gesamte nutzbare Bodenwasservorrat am Kaiserstuhl-Standort (Haselschacher<br />
Buck) HB-2 von 40 mm (siehe Tab. 5) theoretisch innerhalb von zwei Wochen vollständig<br />
aufgebraucht werden. Allerdings reicht auch ein ausgiebiges Sommergewitter, um den<br />
Boden wieder aufzusättigen. So verwundert es nicht, dass diese Standorte auch heute schon von<br />
extremen episodischen Wechseln zwischen Trockenheit und Befeuchtung gekennzeichnet sind.<br />
Die Pflanzen müssen sich auf diese Gegebenheiten einstellen und haben hierzu unterschiedliche<br />
Strategien entwickelt (WILMANNS 1998), die zum Teil auch Rückschlüsse auf die Reaktionen<br />
der Vegetation unter dem <strong>Klimawandel</strong> zulassen.<br />
• Als „passive“ Xerophyten werden Pflanzen bezeichnet, die ungünstigen, weil trockenheits-<br />
oder dürregefährdeten Zeiten ausweichen:<br />
- Therophyten - kurzlebige Pflanzen - schließen auf Trockenstandorten ihren phänologischen<br />
Zyklus früh ab und überdauern ungünstige Phasen als Samen. „Frühlingstherophyten“<br />
(WILMANNS 1998) nutzen die Winterfeuchte zu frühem Blühen<br />
und Fruchten bereits zwischen Februar und Mai.<br />
- Geophyten überdauern mit unterirdischen Organen wie Zwiebeln oder Knollen.<br />
Auch sie treiben sehr früh im Jahr aus und reifen ab, bevor die sommerliche<br />
Trockenheit einsetzt.<br />
• „Aktive“ Xerophyten können aufgrund ihrer Physiologie Trockenheit besser begegnen als andere<br />
Pflanzen:<br />
- Durch Ausbildung eines ausgedehnten Wurzelsystems werden Wasservorräte im<br />
Boden besser erschlossen, die Transpiration in Trockenphasen muss erst spät reduziert<br />
werden. Durch die zugunsten der Wurzeln verschobene Sproß-Wurzel-Relation<br />
entstehen oft oberirdisch lückige Bestände. Erstaunlich ist aber, dass die Mehrzahl<br />
der Trockenrasenarten mit relativ flach streichendem Wurzelsystem nur aus den oberen<br />
Bodenschichten Wasser zu entnehmen vermag (V. ROCHOW 1951).<br />
- Sukkulenten können Wasser in ihren Blättern (Sedum-Arten, siehe z. B. Kap. 4.2.6)<br />
oder Wurzeln (z. B. Geranium sanguineum) speichern.<br />
- Wachsüberzüge oder Behaarung werden als Anpassungsmechanismen zum Schutz<br />
vor Sonneneinstrahlung und Austrocknung gesehen.<br />
- Anpassungen des Wasserleitsystems und Skleromorphie der Blätter dienen dazu, die<br />
Wasserversorgung auch unter hohen Saugspannungen aufrecht zu erhalten.<br />
Die Artenzusammensetzung der Trockenrasen ist demnach auch davon abhängig, welche Pflanzenarten<br />
mit welchen Strategietypen die lokale Flora beinhaltet und welche dieser Strategien unter<br />
den gegebenen Standortbedingungen erfolgreich ist. Sie ist insgesamt eine reine Konkurrenzfrage,<br />
denn die meisten Trockenrasenarten leben auf ihren typischen Standorten eher im Bereich ihres<br />
physiologischen Minimums (GIGON 1968). Die Standortbedingungen der Trockenrasen selektieren<br />
stärker auf Pflanzenarten, die mit ausgeprägten Dürrezeiten auskommen, als die Standortbedingungen<br />
der Halbtrockenrasen, was sich auch in unterschiedlichen Lebensformenspektren<br />
niederschlägt (Tab. 18). Die Kaiserstühler Trockenrasen sind beispielsweise durch hohe Anteile<br />
von Chamaephyten sowie winterannuellen Therophyten geprägt (V. ROCHOW 1951). Letztere<br />
überdauern die sommerliche Trockenheit im Samen. Geophyten, die hier eher tief gründige