KLIBB - Herausforderung Klimawandel
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Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s auf Biotope Baden-Württembergs 155<br />
STAMPFLI (1995) fand die beste Übereinstimmung der jährlichen Schwankungen der Biomasseproduktion<br />
eines Halbtrockenrasens mit der mittleren Bodenfeuchte in der Vegetationszeit<br />
und hebt die große Bedeutung des Wassers als limitierenden Faktor für die Biomasseproduktion<br />
relativ trockener Standorte hervor. Andere Faktoren, wie Temperatur, Strahlung oder Niederschlag<br />
waren weniger eng mit der Vegetationsentwicklung gekoppelt. Er unterscheidet auf Grund<br />
ihrer Biomasseproduktion auf die sommertrockene Witterung der Jahre 1989, 1990 und 1991 sowie<br />
der Folgejahre drei Reaktionstypen in der Halbtrockenrasenvegetation auf den Faktor Wasser:<br />
• Arten, deren Wachstum direkt von der Wasserverfügbarkeit in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode<br />
abhängt 23 u. a. Bromus erectus, Brachypodium pinnatum, Salvia pratensis, Trifolium montanum,<br />
Achillea millefolium<br />
• Arten, die an Trockenzeiten so gut angepasst sind, dass sie überleben und Lücken in der Bestandesdecke<br />
besiedeln können u. a. Thymus pulegioides, Scabiosa columbaria, Helianthemum nummularium,<br />
Dianthus carthusianorum 24 , Silene nutans, Sanguisorba minor, Clinopodium vulgare. Diese Arten<br />
konnten sich nach den Dürrephasen in den Sommern 1989-91 ausbreiten, nachdem dominante<br />
Arten ausgefallen und offene Bodenstellen (gaps) die größte Ausdehnung erreicht<br />
hatten.<br />
• Arten, die so trockenheitsempfindlich sind, dass sie in Trockenphasen verschwinden und relativ<br />
lange brauchen, bis sich die Bestände wieder erholen können u. a. Lotus corniculatus, Dactylis<br />
glomerata, Trifolium pratense<br />
In einem langjährigen Beobachtungsversuch eines Halbtrockenrasens (Mesobrometum) auf tiefgründigem<br />
Standort in den Südalpen stellten STAMPFLI & ZEITER (2004) fest, dass extreme<br />
Trockenzeiten, wie sie in den Sommern 1989 bis 1991 vorkamen, die Vegetation nachhaltig beeinflussten.<br />
Veränderungen traten vor allem in der Phase nach den Trockenzeiten auf, hier<br />
konnten sich Arten mit zuvor geringer Deckung auf Kosten der zurückgehenden dominanten<br />
Grasarten ausbreiten. Dies waren vor allem Stauden und Hochstauden mit hoher Samenproduktion<br />
und perennierender Diasporenbank im Boden, die so erfolgreicher als die generativ wenig<br />
ausbreitungskräftigen Gräser (Bromus erectus, Brachypodium pinnatum u. a.) frei gewordene<br />
Mikrohabitate besiedeln konnten. Demnach war nicht die Trockenzeit selbst die Zeit des „Umbruchs“,<br />
denn Grasartige und Stauden litten gleichermaßen unter der Dürre (STAMPFLI &<br />
ZEITER 2004), sondern die sich anschließende feuchtere Zeit. Trotz der durch Trockenheit induzierten<br />
Veränderungen wanderte aber über die 13 betrachteten Jahre keine neue Art in die Versuchsflächen<br />
ein. Auf Grund der erfolgreichen generativen Ausbreitung über Samen wird jedoch<br />
davon ausgegangen, dass die Gemeinschaft nach Trockenphasen relativ offen für neu ankommende<br />
Arten ist (STAMPFLI & ZEITER 2004). Die zunehmende Wahrscheinlichkeit von<br />
extremen Trockenereignissen lässt deshalb Vegetationsveränderungen, beispielsweise durch Sukzessionsprozesse<br />
oder Einwanderung, wahrscheinlicher werden.<br />
23 HENNENBERG & BRUELHEIDE (2003) fanden beispielsweise beim Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) im<br />
Zeitraum Ende Mai bis Mitte Juni eine enge positive Korrelation zwischen Wachstumsraten und<br />
Bodenwassergehalten, obwohl STAMPFLI (1995) die Art eher als indifferent gegenüber der Wasserverfügbarkeit im<br />
Frühsommer einstufte.<br />
24 Schon BERTSCH (1907, S. 183) stellt fest, dass die Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum) auf Heiden im<br />
Donautal in heißen und trockenen Jahren „völlige Frische inmitten einer halbverdorrten Vegetation“ bewahrt habe.