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KLIBB - Herausforderung Klimawandel

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Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s auf Biotope Baden-Württembergs 171<br />

Distanz zum nächsten Lieferbiotop für Diasporen werden, denn die traditionellen Ausbreitungsmedien<br />

- hier ist in erster Linie die Wanderschäferei - und oligotrophe „Trittstein“ - Biotope<br />

in der (Agrar-)Landschaft fehlen heute weitgehend.<br />

Der Wasserhaushalt der grundwasserbeeinflussten Gebiete kann - abhängig von den Gebietseigenschaften<br />

- in gewissen Grenzen angepasst werden. So kann im NSG Birkenweiher ein an<br />

zukünftige Gegebenheiten angepasstes Wasserhaushaltsmanagement, beispielsweise mit Verschließen<br />

der Entwässerungsgräben und/oder Aufstau des Gebietsauslasses, den Wasserspiegel<br />

im Niedermoor vermutlich soweit anheben, dass der heutige Wasserhaushalt des Torfkörpers annähernd<br />

erhalten bliebe. Im Gegensatz dazu kann in Lichtel der Austrocknung durch Maßnahme<br />

der Bewirtschaftung oder Bewässerungssteuerung fast nicht entgegengewirkt werden. Zwar ließe<br />

sich durch eine vollständige und dichte Sperrung des Abzugsgraben etwas mehr Wasser im<br />

Gebiet halten, aber unter wärmeren und sommertrockeneren Bedingungen, dürfte der Erlenbruch<br />

Lichtel zukünftig über längere Zeiträume austrocknen. Daher sollte zumindest das Pollenarchiv<br />

gesichert werden.<br />

<strong>Klimawandel</strong> und Sukzession<br />

Die Schutzziele des Erhalts von Magerrasen mehr oder weniger trockener Standorte und der<br />

hierfür charakteristischen Artenkombination in Naturschutzgebieten werden nachdem die vormals<br />

meist intensive Nutzung aufgegeben wurde, meist über Pflegemaßnahmen zum Unterdrücken<br />

der Gehölzsukzession verfolgt. Die Gefährdung der Schutzziele durch Eutrophierung<br />

und Gehölzaufkommen ist wohl bei den meisten Gebieten bedrohlicher einzustufen als die sich<br />

aus unseren Wasserhaushaltsbetrachtungen ergebenden Veränderungen durch den <strong>Klimawandel</strong>.<br />

Im Allgemeinen wird heute davon ausgegangen, dass die aktuelle und mögliche zukünftige Landnutzung<br />

die Naturschutzziele und den Erhalt der Biodiversität stärker gefährdet, als der <strong>Klimawandel</strong><br />

(SOTHMANN 2007, VOHLAND 2007, siehe auch JESSEL 2008).<br />

Überspitzt gesagt, wäre daher für viele Magerrasen-Naturschutzgebiete die Gefährdung durch<br />

den <strong>Klimawandel</strong> mehr oder weniger irrelevant, weil sie bis zum Eintritt massiver Klimaänderungen<br />

aus anderen Gründen bereits stark an Wert verloren haben werden. Als besonders gefährdet<br />

werden von uns insbesondere Standorte eingeschätzt, die vor allem wegen ihrer Nährstoffarmut<br />

naturschutzfachlich wertvoll sind und an keinem ausgewiesenen Trockenstandort liegen.<br />

Eine problemorientierte Naturschutzstrategie, die dem vorhandenen Artbestand „bestmögliche<br />

Entwicklungs- und somit Überlebenschancen“ (GEBHARDT 2000, S. 264) geben soll, müsste<br />

das Schaffen großflächiger, standörtlich vielfältiger und extensiv genutzter Schutzgebiete mit klimatisch<br />

unterschiedlichen Standortkomplexen ins Auge fassen, was auch das Ausweisen von<br />

Prozessschutzflächen, den Ausbau wirksamer Biotopverbundstrukturen, die Beseitigung anthropogener<br />

Barrieren, die Extensivierung der Land- und Forstwirtschaft sowie die Begrenzung der<br />

weiteren Zersiedelung der Landschaft beinhalten sollte (GEBHARDT 2000). Eine solche Strategie<br />

erscheint jedoch auch heute und unter dem Eindruck der vielfältigen Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />

und damit verbundener Anpassungsstrategien kaum einfacher zu realisieren als in der<br />

Vergangenheit.<br />

Insgesamt sehen wir bezüglich Maßnahmen zur Minderung der <strong>Klimawandel</strong>auswirkungen durch<br />

ein angepasstes Gebietsmanagement, beispielsweise durch Rückbau von Entwässerungseinrich-

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