Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
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Entrepreneurship<br />
(*1945) jedes Wort von Bedeutung: „An entrepreneur is someone who specializes<br />
in taking judgemental decisions about the coordination of scarce resources“ (Casson<br />
1982: 23). Der Entrepreneur ist für Casson immer eine natürliche Person. Die<br />
Spezialisierung auf das Treffen von beurteilenden Entscheidungen (judgemental<br />
decisions) für sich und andere macht den Entrepreneur zum ökonomischen Akteur,<br />
denn genau diese Entscheidungsfindung ist ein zentrales Element der<br />
ökonomischen Theorie 101 . Die beurteilende Entscheidung charakterisiert Casson<br />
dadurch, dass sie bei gleichen Zielen und gleichen Informationen trotzdem durch<br />
verschiedene Personen unterschiedlich getroffen wird 102 . Die<br />
Koordinationsfunktion, die der Entrepreneur hinsichtlich knapper Ressourcen bei<br />
Casson hat, sieht er als dynamisches Element, welches auf verbessernde<br />
Veränderung gerichtet ist. Entrepreneure kann sich Casson in unterschiedlichen<br />
ökonomischen Systemen sehr unterschiedlich vorstellen, etwa als Planer in der<br />
Planwirtschaft <strong>oder</strong> als König in vergangenen Gesellschaften. In der heutigen<br />
Marktwirtschaft ist aber ein klarer Bezug zur Inhaberschaft eines privaten<br />
Unternehmens gegeben.<br />
Für Casson schafft, ähnlich wie für Kirzner, das Ungleichgewicht die<br />
Ausgangslage für die Entrepreneure. „The Basis for this theory is that the economic<br />
environment is continuously disturbed by shocks of both a persistent and a transitory<br />
nature. Persistent shocks provide a stimulus to the formation of new firms or<br />
the radical restructuring of existing firms“ (Casson 1999: 47). Schocks können für<br />
Casson in Veränderungen von Vorlieben, Faktorkosten, Technologien, sozialen<br />
Werten <strong>oder</strong> letztlich von allem bestehen, was sich in zumindest einer Branche<br />
verändernd auswirkt (Casson 1999: 47). Der Schock ist für den Entrepreneur von<br />
Bedeutung, denn „… an entrepreneur observes the environment in order to detect<br />
symptoms of change“ (Casson 1999: 74). Kirzner`s „Wachsamkeit“ scheint hier,<br />
wie auch bei Kasper und Streit, durch und auch der den Österreichern wichtige<br />
Aspekt des Wissens wird von Casson gesehen: „From a knowledge of markets,<br />
101<br />
Die Rolle des Entrepreneurs als Koordinator und Entscheider rückt Casson (1999: 48) in den<br />
Kontext von Überlegungen von Coase (1937), der eine Koordinationsfunktion nicht nur dem Markt,<br />
sondern auch der Firma zuschreibt. Das Thema Koordination behandelt Casson (1982) in aller<br />
Ausführlichkeit und setzt auch die Entscheidungsfunktion des Entrepreneurs in diesen Zusammenhang:<br />
„The essence of co-ordination is decision-making“ (Casson 1999: 48).<br />
102<br />
Dies widerspricht nicht der Denkweise des rational-choice Ansatzes der Neoklassik. Casson<br />
(1982: 394) sieht seine Theorie als orthodox, da sie wie die Neoklassik und die österreichische<br />
Ökonomie auf dem Rationalitätspostulat basiert, und er sieht sie daher auch als geeignet an, Vorhersagen<br />
zu treffen.<br />
101